Bei einem Euro-Franken-Kurs von 1,0720 ist das Tief nicht erreicht. Es wird aller Voraussicht nach noch etwas runtergehen. "Wir glauben, erhöhte geopolitischen Spannungen haben Anleger motiviert in den CHF zu gehen", sagt der Chef-Devisenexperte von Goldman Sachs.
Man sollte sich aber nicht zu sehr auf die fundamentale Seite konzentrieren. Am Devisenmarkt gibt es trendfolgende Handelssysteme. Die haben sich ganz offenbar nicht zweimal bitten lassen und merklich Euros verkauft, als der Wechselkurs die wichtige Unterstützung bei 1,0810 riss.
Für die Devisenexperten der Banken ist diese Erklärung zu banal. Sie wollen mit ihrem Fachwissen glänzen und stellen die These auf: Der Rückgang des Euro-Franken-Kurses hänge mit der Auflösung von Carry Trades zusammen. Dahinter steckt folgende Theorie:
Anleger haben sich vor einem Monat, einem Jahr oder drei Jahren im Schweizer Franken verschuldet (so wie einst viele private Haushalte in Österreich). Mit dem geliehenen Geld kauften sie jedoch keine Häuser, sondern höher verzinsliche Staatsanleihen.
Diese Anleger werden wegen des immer stärker werdenden Frankens nervös. Im Gegensatz zu Österreichs Häuselbauer machen sie kurzen Prozess und verkaufen ihre auf Pump finanzierten Vermögenswerte (z. B. spanische Staatsanleihen).
Die Euro-Verkaufserlöse wechseln sie dann in den Schweizer Franken zurück, um ihre Schulden abzulösen. Das Umwechseln und Schuldentilgen führt nun dazu, dass die Nachfrage nach dem Franken am Devisenmarkt steigt und der Euro zum Franken schwächer wird.
Diese Theorie hat allerdings mehrere Haken: Ein Anfang und Ende der Auflösung von Carry Trades lässt sich nicht bestimmen. Es gibt auch keine belastbaren Zahlen. Das Ganze klingt aber als Begründung ganz nett.
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Institutionelle Franken-Kreditnehmer schwächen Euro
21.01.20
06:58