Muss die Schweiz EUR/CHF auf Parität runterlassen?
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Muss die Schweiz EUR/CHF auf Parität runterlassen?

Weil die USA die Währungspraktiken der Schweiz als besorgniserregend einstuft, sinkt der Euro-Franken-Kurs auf den tiefsten Stand seit drei Jahren. Für den Euro gibt es aktuell 1,0760 Franken.

"Merklich" gestiegene Devisenmarktinterventionen seit Mitte 2019, prangert das US-Finanzministerium an. Der Euro sank im August 2019 unter 1,08 Franken. Hintergrund war ein unmittelbar bevorstehendes Lockerungspaket der Europäischen Zentralbank (EZB).

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) griff seinerzeit mit Euro-Stützungskäufen ein. Damit gelang es ihr den Euro-Franken-Kurs stabilisieren. Genau diese Intervention kritisiert nun US-Finanzminister Mnuchin an.

Aus Bern heißt es dazu: Man steuere den Franken nicht, um mehr Waren exportieren zu können. Die Schweiz sieht sich als Opfer von Kapitalzuflüssen. Der Schweizer Franken gilt unter Anlegern weltweit als Sicherer Hafen schlechthin.

Die Tragweite des Zwist zwischen den USA und der Schweiz ist nicht absehbar. Die Aufregung könnte sich wieder legen. Der Euro würde sich dann spürbar erholen.

Dass es so kommt, dafür spricht die Lage am Devisenoptionsmarkt und Anleihenmarkt:
  • Das einmonatige Risk Reversal für den EUR/CHF-Kurs hat sich zwar gerade etwas eingetrübt. Die Veränderung ist allerdings gering und signalisiert keinen deutlichen Rückgang des EUR/CHF-Kurses.
  • Der Zins auf die 10-jährige Bundesanleihe ist bei -0,20% und damit deutlich höher als vor einem Jahr, als er bei -0,70% stand.

Es ist aber auch ein weiterer Rückgang des EUR/CHF-Kurses denkbar. In diesem Szenario führt der US-Druck auf die Schweiz zu einer Wahrnehmensänderung unter Anlegern. Die Schweiz kann es sich nicht leisten mit den USA anzulegen und ihren Zugang zum US-Finanzsystem und Dollar-Clearing zu gefährden.

Daher wird die Regierung in Bern die SNB anweisen, es mit Devisenmarktinterventionen künftig sein zu lassen. Weil die SNB sich ihre letzte Leitzinssenkung von -0,75% auf -1% für eine wirkliche Notsituation (Rezession) aufsparen dürfte, sind ihr die Hände gebunden.

Aus dieser Perspektive würde es für Hedgefonds Sinn machen Gelder in Richtung eines noch stärkeren Schweizer Franken zu bewegen. Sie könnten beispielsweise auf das Erreichen der Parität wetten. Viele Devisenexperten rechnen ohnehin damit, dass es bis spätestens 2025 für 1 Euro 1 Franken geben wird.

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