Im August 2019 hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) einen Rückfall des Euros unter 1,08 Franken mit Interventionen am Devisenmarkt verhindert. Anfang 2020 ist sie zu Euro-Stützungskäufen nicht mehr bereit.
Hintergrund: Die USA haben vor wenigen Tagen die Schweiz auf eine Beobachtungsliste für Staaten, die im Verdacht stehen ihre Währung zu manipulieren, genommen. Gleichzeitig hat das US-Finanzministerium China von dieser Liste gestrichen.
Die Schweiz ist demzufolge aus der Sicht der Trump-Regierung schlimmer als China. Das ist angesichts des harten Kurses der USA gegenüber China einigermaßen bemerkenswert.
"Der Markt wird die Entschlossenheit der SNB weiter testen", zitiert die "Financial Times" Kamal Sharma von der Bank of America. Die Devisenexpertin Jane Foley von der Rabobank warnt: Ein Übergebrauch von Deviseninterventionen könne weitere Kritik der USA nach sich ziehen.
Bleibt der SNB also nichts anderes übrig also tatenlos dabei zusehen, wie der Euro auf 1,06 Franken sinkt? Die freien Marktkräfte wollen einen stärkeren Franken, obschon es aktuell keine akuten geopolitischen Gefahren gibt.
Insofern muss man sich fragen: Wie schwach ist eigentlich die Eurozone? Und wie stark ist die Schweizer Wirtschaft? Die Europäische Zentralbank (EZB) prognostiziert für 2020 ein Wachstum von 1,1%. 2021 und 2022 erwartet sie ein Plus von jeweils 1,4%.
Mit dem Rückgang des Euro-Franken-Kurses sagt der Devisenmarkt:
- Bei Wachstumsraten von deutlich über einem Prozent für die Eurozone in den 2020er-Jahren handelt es sich um Wunschdenken.
- Oder: Wenn die Eurozone 1,4% wächst, dann wird die strukturellen Aspekten wesentlich fittere Schweizer Volkswirtschaft 2% schaffen.
Der Eurozone mit ihrer Gemeinschaftswährung fällt also immer weiter gegenüber der Schweiz zurück. Das ist ein klares Indiz dafür, dass der Euro heute mehr denn je eine italienische Lira ist und kaum noch die Eigenschaften einer Deutschen Mark in sich vereint.