Der Abverkauf des Euros gegenüber dem Schweizer Franken lässt sich auf fünf Ursachen zurückführen:
- Steigende Rezessionsgefahren für die Eurozone: Die Investitionen der Unternehmen, vor allen aus dem Verarbeitenden Gewerbe, sind schwach. Der Konsum ist träge. Eine Situation, in der steigende Investitionen Ausgangspunkt eines mehrjährigen Aufschwungs werden, ist nicht in Sicht.
- Das in China grassierende Coronavirus erhöht die Nachfrage nach dem als Sicheren Hafen wahrgenommenen Franken. Es führt gleichzeitig dazu, dass die Rezessionsgefahren für die Eurozone weiter steigen
- Der Schweizerischen Nationalbank (SNB) sind die Hände gebunden. Weil die Schweiz von den USA als potenzieller Währungsmanipulator eingestuft wird, leidet die Agilität der SNB am Devisenmarkt zu intervenieren. Sie zaudert. Wahrscheinlich muss SNB-Chef Thomas Jordan erst die Genehmigung der Berner Regierung einholen, um den Franken abzuschwächen zu dürfen.
- Angst vor der EZB: Sie ist extrem glaubwürdig, in dem, was sie tut: Dem Verwässern des Euros mit Geld aus der Notenpresse. Die EZB hat sämtliche Hartwährungsprinzipien über Bord geworfen. Der schwache Euro sei Ausdruck der Glaubwürdigkeit der EZB, stellt die die VP Bank aus Liechtenstein fest.
- Deutschland steuert auf instabile politische Verhältnisse hin. Die Merkel-Ära neigt sich dem Ende. Eine Nachfolgerin/einen Nachfolger gibt es bisher nicht. Die Experten der Deutschen Bank sagen: Europas größte Volkswirtschaft werde "immer anfälliger".
Seit Jahresbeginn hat sich der Euro um 2,3% gegenüber dem Schweizer Franken abgeschwächt. Damit es zu einer Trendwende kommt, muss sich zweifelsohne etwas an den Ursachen ändern. Eine solche Entwicklung könnte noch am ehesten über die "Coronavirus-Schiene" laufen.
Sollte die chinesische Regierung das Virus in den Griff bekommen, ginge die "Sichere-Hafen-Nachfrage" nach dem Franken zurück. Gleichzeitig könnten die Industriefirmen der Eurozone optimistischer in die Zukunft blicken.
Nun bräuchte es noch eine Ente aus Frankfurt: Die EZB hat schon des öfteren eine Straffung der Geldpolitik verbal in den Raum gestellt. Sie tat das, um ihre Kritiker zu besänftigen und nicht zu leicht ausrechenbar zu sein.
So hatte EZB-Chef Draghi im Sommer 2017 bei einer Notenbankkonferenz im portugiesischen Sintra einen Kurswechsel hin zu einer strafferen Geldpolitik signalisiert. Das war freilich nicht ernst gemeint. Gleichwohl legte der Euro seinerzeit merklich zu.
Lagarde könnte die EZB-Watcher ebenfalls etwas "anfüttern", als die jüngste Talfahrt des Euros aus Sicht der EZB zu schnell verläuft. So könnte sie oder ihr Chefvolkswirt Lane öffentlich darüber spekulieren, das EZB-Inflationsziel zu senken.
Wenn die Strategieüberprüfung dann in knapp einem Jahr endet, werden die Währungshüter freilich sagen: Daraus wurde nichts. Wir machen sogar ein symmetrisches 2%-Inflationsziel, damit wir noch mehr Geld drucken können.