Der Eurokurs purzelt auf ein 5-Jahrestief bei 1,0590 Franken und springt dann wie von der Tarantel gestochen auf. Hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) eingegriffen? Das Coronavirus befällt die Euro-Schwergewichte Italien und Deutschland.
Aktuell gibt es für 1 Euro 1,0630 Franken. Von möglichen weiteren Devisenkäufen lasse man sich nicht abhalten, auch nicht von amerikanischer Seite, sagte SNB-Chef Thomas Jordan vor zwei Wochen der Zeitung "Frankfurter Allgemeine".
Hat Jordan tatsächlich den Befehl für Interventionen am Devisenmarkt gegeben, darf er sich auf einen harten Kampf einstellen. Gegenwärtig sind es nicht nur Spekulanten, die mit ihren Devisenwetten dazu beitragen, dass der Schweizer Franken stärker wird.
Weil die Aktienmärkte ins Rutschen geraten, gibt es Aufwertungsdruck auf sichere Anlagen. Neben dem Schweizer Franken ist Gold gefragt. Der Goldpreis klettert auf knapp 1.700 US-Dollar je Feinunze. Das ist der höchste Stand seit acht Jahren.
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Vor drei Jahren sank der Euro ebenfalls auf 1,06 Franken. Daraufhin intervenierte die SNB. Ihr Mut wurde belohnt. Die Wahlen in den Niederlanden und Frankreich verliefen EU-freundlich. Die neu gewonnene politische Stabilität flankiert mit Billionen aus der EZB-Notenpresse legten den Grundstein für einen Aufschwung.
Das Wirtschaftswachstum in der Eurozone zog deutlich an. Anleger begannen ab Mitte 217 den Schweizer Franken auzumustern. Der Euro-Franken-Kurs legte infolge kräftig zu. Bis April 2018 kletterte er auf 1,20.
Abschwung
Aktuell ist es nicht die Angst vor EU-Feinden, die den Euro-Franken-Kurs nach unten drücken. Das Coronavirus hat das wirtschaftsstarke Norditalien erreicht. Wegen den grenzüberschreitenden Lieferketten ergeben sich daraus Schwierigkeiten für die Eurozone.
"Die Corona-Epidemie ist als Epidemie in Europa angekommen, und deshalb müssen wir damit rechnen, dass sie sich auch in Deutschland ausbreiten kann", sagt der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn.
In den kommenden Wochen erwarteten mehrere Industriebranchen in Deutschland Engpässen bei Lieferungen aus Fernost, unter anderem Elektro, Automobil, Pharma und Papier", zitiert Reuters Joachim Lang, Hauptgeschäftsführer des deutschen Industrieverbandes BDI.
EUR/CHF-Ausblick
Der Euro wird sich dann gegenüber dem Schweizer Franken substanziell erholen, alsbald die Lage unter Kontrolle ist. Risikobereitschaft und Aktienmärkte steigen dann wieder. Aufholeffekte kommen zum Tragen. Der konjunkturelle Schaden fällt nicht so groß aus, wie derzeit befürchtet.
Wie vor drei Jahren hätte die SNB mit Euro-Stützungskäufen bei 1,06 Franken einen guten Zeitpunkt erwischt. Der Euro dürfte dieses Mal allerdings nicht über 1,10 Franken hinauskommen. Euro und Eurozone werden früher oder später von ihren Altlasten eingeholt.
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