SNB führt porösen Mindestkurs bei 1,06 ein
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SNB führt porösen Mindestkurs bei 1,06 ein

Kerzenchart EUR/CHF-Kurs mit eingezeichnetem Mindestkurs bei 1,06

Der Schweizerischen Nationalbank (SNB) geht die Frankenstärke zu weit, und so führt sie einen neuen Mindestkurs ein. Dem Euro wird untersagt, unter 1,06 Franken zu sinken. Das hat bisher ganz gut funktioniert. Der Euro wurde zweimal bei 1,0590 aufgehalten und zur Umkehr gezwungen.

In der letzten Woche dürfte die SNB 2,1 Milliarden Franken mit ihrer Notenpresse gedruckt und damit Euros gekauft haben. Dies zeigt die Entwicklung der Giroguthaben der Geschäftsbanken bei der SNB.

In dieser Woche wird die SNB den Banken deutlich mehr Euros abkaufen müssen, und deren Gegenwert in Franken den Giroguthaben gutschreiben. Hintergrund: Die rasante Ausbreitung des Coronavirus, Turbulenzen an den Finanzmärkten, die Flucht von Anlegern in Sichere Häfen.

"Wir gehen aber davon aus, dass die SNB weiterhin punktuell am Devisenmarkt intervenieren wird, um starke Aufwertungsschübe des Frankens zu bremsen", sagt die St.Galler Kantonalbank. Um unberechenbar zu sein, dürfe sie kein vorbestimmtes Niveau im EUR/CHF-Kurs verteidigen.

Das ist einfacher gesagt als getan. Seit über einer Woche verteidigt die SNB mit 1,06 nämlich ein vorbestimmtes Niveau. Sie ließ den EUR/CHF-Kurs womöglich bewusst zweimal unter 1,06 schlüpfen, um etwas unberechenbarer zu sein.

Die Chancen, dass die SNB mit ihrem neuen Mindestkurs bei 1,06 durchkommt, stehen fifty fifty. Gewinnen die Buy-the-Dip-Käufer an den Finanzmärkten die Oberhand zurück, steigen Risikobereitschaft und Aktienkurse wieder. Die Nachfrage nach Sicheren Häfen geht zurück.

Sollte sich das Coronavirus immer tiefer in die Weltwirtschaft einfräsen, könnte man das Jahr 2020 aus konjunktureller Sicht abschreiben. Die SNB müsste ihren Mindestkurs auf 1,05, 1,04 oder womöglich gar auf die Parität absenken.

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