Klappt es diesmal? Der Euro startet einen weiteren Erholungsversuch, und so steigt der EUR/CHF-Kurs von 1,0536 (5-Jahrestief) auf 1,0605. Bisher scheiterten sämtliche Versuche sich aus dem Abwärtstrend zu befreien. Man muss dem Euro zum jetzigen Zeitpunkt aber etwas zutrauen.
Die US-Notenbank (Fed) hat ihren Leitzins in den letzten zwei Wochen von 1,50% auf 0-0,25% drastisch gesenkt. Dieses Tabula rasa ließ den Zinsvorteil des US-Dollars in Windeseile verschwinden. Der Euro ist weltweit die einzige Währung, die in Sachen Größe mit dem Dollar mithalten kann.
Darüber hinaus hat der Euro gegenüber Währungen von aufstreben Volkswirtschaften deutlich zugelegt. Die Coronakrise führte bis dato zu erheblichen Kapitalabflüssen aus Schwellenländerwährungen.
Gleichwohl beißt sich der Euro gegenüber dem Schweizer Franken weiterhin die Zähne aus. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat gemäß Berechnungen von Credit-Suisse-Ökonom Maxime Botteron seit Jahresbeginn 18 Milliarden Franken für Devisenmarkt-Interventionen ausgegeben.
"Die SNB ist eindeutig am Markt aktiv, und ich würde erwarten, dass der Umfang an Interventionen zur Verringerung der Franken-Nachfrage in Zukunft noch zunimmt“, zitiert Reuters Botteron.
18 Milliarden Franken in zweieinhalb Monaten ist nicht sonderlich viel. Als die SNB den Euro-Mindestkurs bei 1,20 Franken verteidigte, hatte sie im gleichen Zeiträumen vielfache Beträge in Euro-Stützungskäufe gesteckt.
Der Intraday-Kursverlauf ist im Vergleich zu früheren Talfahrten des EUR/CHF trotz Corona-Börsencrash recht ruhig. Es läuft alles sehr geordnet ab:
- Der Euro näherte sich in den letzten Wochen recht langsam den SNB-Verteidigungsmarken bei 1,06 und 1,0550.
- Sodann bat er die SNB ihm Interventionen zu spendieren und zog für einige Tage wieder von dannen.
- Von einer Situation Vogel friss oder Stirb mit massivem Euro-Verkaufsdruck kann keine Rede sein.
- Der Euro lässt sich mit wenig Aufwand an den SNB-Verteidigungsmarken aufhalten und zur Umkehr überreden.
Fazit:
Der Euro-Franken-Kurs ist inmitten einer Bodenbildung. Die Devisennotierung sank zwischen April 2018 und März 2020 von 1,20 auf 1,05. Man muss in den nächsten drei bis sechs Monaten mit einer Erholung auf 1,10 rechnen.
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Danach dürfte die Abwärtsbewegung weitergehen. Mit der Parität, also einem Austauschverhältnis 1 Euro = 1 Schweizer Franken, ist ab Mitte 2022 zu rechnen.