Der Euro ist nicht so schlecht wie sein aktueller Umtauschkurs zum Schweizer Franken nahelegt. Zwar notiert der EUR/CHF-Kurs mit 1,0550 auf einem 5-Jahrestief. Gegenüber dem US-Dollar kann die Gemeinschaftswährung aber kräftig zulegen.
Auf den ersten Blick ist das nächste Kursziel 1,03. Das ist recht weit entfernt. Zwischen 1,03 bis 1,06 ist kein Auffangnetz gespannt. Der EUR/CHF-Kurs passierte diesen Bereich einmal von oben und einmal von unten. Das war nach der Mindestkurs-Aufhebung und der anschließenden Erholung.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) ist schuld am Fehlen einer Unterstützung. Sie intervenierte nach dem Brexit-Votum Mitte 2016 und im Februar 2017 bei 1,06. Die SNB verhinderte so, dass sich der EUR/CHF-Kurs aus eigener Kraft stabilisierte.
Man muss daher davon ausgehen, dass irgendwo zwischen 1,04 und 1,05 eine versteckte Unterstützung ist. Dort könnte sich der EUR/CHF-Kurs in den kommenden Wochen befestigen. Anschließend dürfte er eine Gegenbewegung auf 1,0620 in Angriff nehmen.
Der Euro-Dollar-Kurs steht kurz vor 1,15. Das ist bemerkenswert. Noch vor drei Wochen gab es für 1 Euro lediglich 1,0780 US-Dollar. Der Euro dürfte einen Teil dieser Gewinne früher oder später auf sein Franken-Austauschverhältnis übertragen.
Damit das geschehen kann, müssen sich die extrem verunsicherten Finanzmärkte, allen voran die Aktienbörsen, erholen. Noch ist völlig offen, wann es mit Aktien wieder aufwärts und mit den Kursen von Staatsanleihen abwärts geht.
Anders als bei vorherigen Börsenturbulenzen stehen dieses Mal neben einer weiteren Öffnung der Geldschleusen seitens der Notenbanken auch Ausgabenprogramme auf der Agenda. Selbst die deutsche Regierung will sich nicht lumpen lassen.
Auf Pump finanzierte Ausgabenprogramme in Europa, USA und Japan helfen kurzfristig. Sie werden langfristig – so wie die radikal anmutende Geldpolitik der Notenbanken – der jungen Generation auf die Füße fallen. Das interessiert aber niemanden. Die Politiker werden etwas von einem brennenden Haus erzählen, das man sofort löschen müsse.
In etwa ähnlich gestrickt ist der Ausblick für den EUR/CHF-Kurs: Mit massiven Ausgabenprogrammen dürfte der Euro ein oder zwei Jahre gegenüber dem Schweizer Franken stabil bleiben bzw. sogar zulegen.
Danach kommt – das ist so sicher wie das Amen in der Kirche – die Frankenstärte zurück. Sollte der Euro also dieses Mal (2020) an der Parität vorbeischrammen, so wird er doch spätestens 2022ff ein Umtauschverhältnis von 1 zu 1 erreichen.
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