Unter 1,0520 durfte der Euro-Franken-Kurs bisher nicht sinken. Dieses 5-Jahrestief wurde am 19. März 2020 erreicht. Die SNB trug vor knapp einem Monat mit Euro-Stützungskäufen dafür Sorge, dass es nicht weiter runterging.
Tatsächlich konnte sie den Spieß umdrehen. Der Euro kletterte bis Ende März 2020 auf 1,0650 Franken. Mehr war allerdings nicht drin. Seitdem geht es wieder abwärts. Die Schweizer Notenbanker trugen einen Pyrrhussieg davon.
"Die SNB dürfte ihr Interventionsniveau nach unserer Einschätzung allmählich zurückfahren", sagt die UBS. Weniger Interventionen gehen mit einem Rückgang des Euros einher. Laut dem EUR/CHF-Ausblick der UBS wird der Euro-Franken-Kurs bis Mitte 2020 auf 1,04 sinken.
Der Rückgang des Euro-Franken-Kurses dürfte von einer merkliche Aufwertung des Schweizer Frankens gegenüber dem US-Dollar untermauert werden. Der Euro sollte zwar ebenfalls gegenüber dem Dollar zulegen. Aber nicht so sehr wie der Franken.
Dollar extrem überbewertet
Was ist mit dem US-Dollar los: "Der hoch bewertete Dollar ist in Gefahr, nachdem er seinen Zinsvorteil einbüßte", heißt es in einem aktuellen Kommentar der Commerzbank.
Die US-Notenbank (Fed) hat ihren Leitzins auf null gesenkt und darüber hinaus massive Anleihekaufprogramme gestartet. In den USA werden derzeit so ziemlich alle Schulden, seien es Staatsschulden, Unternehmensschulden oder Hypothekenschulden der Verbraucher, per Notenpresse bedient.
Hinzu kommt ein zwei Billionen US-Dollar schweres Konjunkturprogramm, das natürlich über die Ausgabe von neuen US-Staatsanleihen finanziert wird. Und diese Staatsanleihen werden mit Geld aus der US-Notenpresse gekauft.
Die Geld- und Fiskalpolitiker in Washington haben in den letzten Wochen etwa sechs Billionen Dollar in Corona-Rettungsprogramme gesteckt. Eine gigantische Summe für Friedenszeiten. Dadurch wird der US-Dollar ausgehöhlt. Der Goldpreis kletterte gerade über 1.700 Dollar je Feinunze. Ein 8-Jahreshoch.
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Eurozone, Schweiz
Nun sind sie in der Eurozone aber auch keine Kinder von Traurigkeit, geht es darum eine Staatenfinanzierung über die Notenpresse zu betreiben. Die Schweiz mit ihren niedrigen Schulden steht noch am besten da. Ausgabenprogramme müssen nicht per Notenpresse finanziert werden.
In der Schweiz funktionierten die Rettungsmaßnahmen vorbildlich: "Darauf können wir stolz sein." Das Land profitiere von einer "wirksamen Finanzinfrastruktur" und einem "hervorragenden sozialen Netz", sagt der frühere SNB-Chef und Mindestkurs-Architekt Philipp Hildebrand der "NZZ am Sonntag".
Der Schweizer Franken hat daher sehr viel mehr Potenzial gegenüber dem US-Dollar zuzulegen als der Euro. Und daraus ergibt sich zwangsläufig ein noch tieferer Euro-Franken-Kurs.
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