Es gab einmal eine Hartwährung namens Euro
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Es gab einmal eine Hartwährung namens Euro

Für 1 Euro gibt es aktuell 1,06 Schweizer Franken und 1,08 US-Dollar. Der Euro hat gegenüber diesen beiden wichtigen Währungen 37% bzw. 33% seiner Kaufkraft eingebüßt. Wer mit seinen Euros Gold kaufen will, zahlt so viel wie nie zuvor. Der Goldpreis ist mit 1.570 Euro je Feinunze (31,1 Gramm) auf einem Rekordhoch.

Die Wirtschaftsleistung der Eurozone wird im ersten Halbjahr 2020 auf ihren Stand von 2013 zurückfallen. Sieben Jahre steigende Pro-Kopf-Einkommen lösen sich mal eben in Luft auf. Das wäre auch ohne die Corona-Pandemie passiert, sagen Kritiker. Der Abschwung hätte sich dann nur über Jahre wie Kaugummi gezogen.

Vor der Finanzkrise gab es für 1 Euro noch bis zu 1,68 Franken und 1,60 US-Dollar. Die Feinunze Gold wurde aus heutiger Sicht mit 500 Euro geradezu verramscht. Um wieder dorthin zu kommen, müsste man die Eurozone aufbrechen. Es bräuchte einen Nord-Euro, bestehend aus Deutschland, den Niederlanden, Österreich, Finnland und die baltischen Staaten.

Liniencharts Euro-Franken-Kurs, Euro-Dollar-Kurs und Goldpreis in Euro Entwicklung 2006-2020

Das Problem: Mit der Eurozone wurde etwas zu einer Einheitswährung verschmolzen, was nicht zueinander passt. Diesen Fehler will die Politik partout nicht eingestehen. Stattdessen sollen nun Eurobonds die Wende bringen. Die Euro-Nordstaaten stehen für die Staatsschulden des Südens ein.

"Angesichts des dramatischen Abschwungs muss man sich in Europa jetzt solidarisch die Hand reichen", meint Stefan Schaible von der Unternehmensberatung Roland Berger. "Diese Bonds sollten aber mit harten Auflagen verbunden sein, die auch Einschnitte nach sich ziehen und Restrukturierungsmaßnahmen umfassen", sagt der Roland-Berger-Chef der Zeitung "Augsburger Allgemeine".

Restrukturierungsmaßnahmen/harte Auflagen: Hierbei handelt es sich um Wishful Thinking. Italien, Spanien und auch Frankreich werden ihre Strukturen dem Norden nicht angleichen. Das sieht man aktuell wieder und sah man bereits nach der Finanzkrise und Euro-Schuldenkrise. Dass hier lieber Geld gedruckt wird, anstatt sich zu verändern, führte bereits zum Scheitern der lateinischen Münzunion (1865-1914).

Was gut vorstellbar ist: Die Euro-Südstaaten sagen Restrukturierungsmaßnahmen zu, um Eurobonds zu bekommen. Nun läuft es so wie bei der Zusage zu den Euro-Verträgen von Maastricht. Damals versprachen Italien, Spanien und Frankreich mit ihren Staatsschulden nicht über 60% der Wirtschaftsleistung zu gehen.

Der Euro-Dollar-Kurs war auch schon einmal unter der Parität. Anfang 2002 gab es für 1 Euro lediglich 0,88 Dollar. Und genau diesen Weg dürfte man denn auch einschlagen. Es ist der bequemste. Der Euro-Franken-Kurs steht ohnehin nicht so sehr im Licht der Öffentlichkeit. Der Goldpreis in Euro würde durch die Decke schießen.

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