Der Schweizer Franken legt aktuell weiter zu, weil die merklich steigenden Schulden im Südgürtel der Eurozone den Zusammenhalt der Währungsunion in Frage stellen. Schreibt die Europäische Zentralbank (EZB) einen weiteren Blankoscheck, wie es Frankreichs oberster Notenbanker nahelegt, wäre diese Gefahr weg. Die Erste Group erwartet ein Comeback des Euro, die Oberbank ein Bauchplatscher.
"Wir haben bereits sehr viel getan", sagt Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau mit Blick auf das auf ein Gesamtvolumen von 750 Milliarden Euro angelegte Corona-Ankaufprogramm. Die EZB könne aber auch noch mehr tun, erklärt Galhau im Gespräch mit der Zeitung Journal Du Dimanche.
Anfang 2015 war der Euro chancenlos: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) sah sich gezwungen ihren Mindestkurs aufzugeben. Der Eurokurs fiel wie ein Stein von 1,20 auf 0,98 Franken. Der damalige EZB-Chef Draghi beschloss ein Anleihenkaufprogramm mit einem jährlichen Gesamtvolumen von 720 Milliarden Euro.
Euro-Bonds
Das unlängst beschlossen Corona-Ankaufprogramm ist 30 Milliarden Euro schwerer. Insofern ist der Euro mit einem Kurs 1,05 Franken gut bedient. Die Stabilität wäre dahin, sollte die EZB auch für 2021 ein Kaufprogramm von 750 Milliarden Euro oder mehr beschließen. Genau darauf läuft es nämlich hinaus. Frankreichs und Italiens Staatschefs haben gerade erneut gemeinsame Anleihen (Euro-Bonds) gefordert. Deutschland, die Niederlande und Österreich lehnen das ab.
Weil es keine Corona-Bonds gibt, wird die EZB auch im nächsten Jahr in großen Summen die Staatsanleihen des Südgürtels ankaufen müssen. Dabei spielt auch eine Rolle: Im Gegensatz zu Deutschland und Österreich machen Frankreich, Italien und Spanien nur sehr kleine Fortschritte bei der Bewältigung der Corona-Pandemie. Die Rezessionen im Süden gehen damit in die Verlängerung.
"In unserem Basisszenario gehen wir von einer allmählichen Normalisierung der wirtschaftlichen Lage im Verlauf des 2. Halbjahres aus. Unter dieser Voraussetzung sollte sich der Franken zum Euro in den kommenden Monaten geringfügig abschwächen", sagt die Erste Group. Sie rechnet für Anfang 2021 mit einem Eurokurs von 1,10 Franken.
Die Oberbank kommt zu einem anderen Ergebnis: "Der Schweizer Franken wird in der Krisenzeit stark bleiben." Laut den Wechselkursprognosen des Geldhauses wird es Ende 2020 für 1 Euro 1,04 Franken und im nächsten Jahr lediglich 1,03.