Spürbare Mehrkosten hat das aber nicht zur Folge. In Österreich wurden Franken-Kredite in der Regel mit einem Zinsaufschlag (Marge) auf die CHF-Libor-Sätze vergeben. In vielen Fällen heben sich positives Vorzeichen der Marge und negatives Vorzeichen von CHF 1-Monats bzw. 3-Monats-Libor weiterhin auf. Es sind keine Zinsen zu bezahlen.
Selbst eine hohen Marge von 1% ist verkraftbar. Beispielhaft soll hier ein Darlehen im Gegenwert von 150.000 Euro/225.500 Franken (aufgenommen 2006 zu einem Eurokurs von 1,55 Franken) betrachtet werden:
Zinsbelastung vor CHF-Libor-Anstieg:
- -0,91% CHF 1-Monats-Libor plus Zinsmarge von 1,00% = 0,09%
- 0,09% Zins auf 225.500 Franken = 202,50 Franken
- 202,50 Franken zum aktuellen EUR/CHF-Kurs von 1,0540 = 192 Euro
- 192 Euro geteilt durch 4 = 48 Euro zu zahlende Zinsen pro Quartal
Zinsbelastung nach CHF-Libor-Anstieg:
- -0,73% CHF 1-Monats-Libor plus Zinsmarge von 1,00% = 0,27%
- 0,27% Zins auf 225.500 Franken = 607,50 Franken
- 607,50 Franken zum aktuellen EUR/CHF-Kurs von 1,0540 = 576 Euro
- 576 Euro geteilt durch 4 = 144 Euro zu zahlende Zinsen pro Quartal
Der Zinsanstieg wirkt sich unmittelbar auf die Geldbörse des Kreditnehmers aus. Banken stellen die Zinsen in der Regel zum Quartalsende in Rechnung. Beim Wechselkursverlust ist das anders. Hier handelt es sich um einen unrealisierten Buchverlust. Sollte der EUR/CHF-Kurs steigen, ginge er zurück.
Aktueller Wechselkursverlust:
- 225.000 Franken zum aktuellen EUR/CHF-Kurs von 1,0540 = 213.472 Euro
- 213.472 Euro minus 150.000 Euro = 63.472 Euro Wechselkursverlust
Wie stehen die Chancen, dass dieser Buchverlust in den kommenden Jahren kleiner wird? Diese Frage soll mit einem Blick auf die langfristige Entwicklung des Euros bzw. seinen Vorgängerwährungen gegenüber dem Schweizer Franken beantwortet werden.
Seitdem US-Präsident Nixon Anfang der 1970er-Jahre flexible Wechselkurse einführte, hat der EUR/CHF-Kurs vier langfristige Abschnitte (Zyklen) abgearbeitet. Charakteristisch für jeden dieser Abschnitte: In den ersten sechs bis acht Jahren sinkt der Euro. Zum Ende des Zyklus kann sich der Euro dann stets erholen. Er bleibt aber weit davon entfernt, den hohen Ausgangspunkt zurückzuerobern.
1. Abschnitt: 1972 bis 1981
2. Abschnitt: 1982 bis 1992
3. Abschnitt: 1993 bis 2007
4. Abschnitt: 2008 bis 2018? Oder länger?
Vieles spricht dafür, dass der Euro im April 2018 mit seinem Anstieg auf 1,20 Franken den 4. Abschnitt fertigstellte. Insofern wäre der EUR/CHF-Kurs aktuell in seinem 5. Abschnitt und der Gang unter ein Austauschverhältnis 1 Euro = 1 Franken (Parität) unausweichlich.
Man kann sich aber auch an folgenden Strohhalm klammern: Der 3. Abschnitt dauerte 14 Jahre. Daher ist es möglich, dass der 4. Abschnitt länger dauert als die bisher veranschlagten zehn Jahre von 2008 bis 2018. Dies würde bedeuten:
Der Euro könnte über das Hoch bei 1,20 Franken vom April 2018 steigen. Es gibt tatsächlich ein Szenario eines renommierten Devisenexperten, in dem der Euro bis 2024 hochschießt.