Aktuell gibt es für den Euro 1,05 Franken. Damit die Prognosen der beiden Großbanken ins Schwarze treffen, müsste der EUR/CHF-Kurs in den kommenden acht Monaten um 9% zulegen. Ein Blick auf die neuesten Einkaufsmanager-Daten (PMI) zeigt, wie ambitioniert das ist.
Von einem "beispiellosen Kollaps" der Eurozonen-Wirtschaft, berichtet die die PMI-Daten erhebende Marktforschungsgesellschaft IHS Markit. Das Ausmaß des wirtschaftliches Niedergangs übertreffe "alles bisher Dagewesene".
Die aktuellen Konjunkturdaten haben allerdings kaum noch Einfluss auf den Euro-Franken-Kurs. Sie sind fast schon bedeutungslos. Entscheidend ist der Ausblick und die damit verbundenen Konsequenzen. Hier sieht es für die Eurozone rabenschwarz aus:
Es werde mehr als zwei Jahre dauern, bis die Eurozonen-Wirtschaft wieder auf dem Niveau von vor der Corona-Krise sei, sagt Morgan Stanley. Dies führe dazu, dass das 750 Milliarden Euro Anleihenkaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB) noch zweimal aufgestockt werden müsse.
Die EZB nehme die Funktion einer "Regierungsbank" ein. Es gehe ihr darum, dass Regierungen zu niedrigen Zinsen Fremdmittel aufnehmen könnten. Diese Art von Geldpolitik werde noch bis 2021 laufen. Morgan Stanley spricht als erste Großbank von einer monetären Staatsfinanzierung.
Die heimischen Geldhäuser trauen sich das bisher nicht. Sie stehen in einer zu großen Abhängigkeit von der EZB. Darüber hinaus wäre eine Bank aus der Eurozone mit Spareinlagen schön blöd, würde sie offiziell eine Staatsfinanzierung per Notenpresse eingestehen. Der Glaubwürdigkeitsverlust wäre enorm. Eine Lawine könnte da ins Rollen geraten.
Kontrast zur Schweiz
Die Konjunkturdaten für die Schweiz sind nicht minder desaströs. Die Berner Regierung rechnet mit der stärksten Schrumpfung der Wirtschaftsleistung seit 45 Jahren. Auf den ersten Blick steht es also unentschieden zwischen der Eurozone und der Schweiz.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) muss Bern allerdings keine niedrigen Zinsen verschaffen, indem sie mit ungedecktem Geld aus der Notenpresse Schweizer Staatsanleihen aufkauft. Anders als für italienische und spanische Schuldtitel ist die Nachfrage für Schweizer Bundesobligationen enorm.
Wie gefährlich die EZB-Notenpresse dem Euro-Franken-Kurs werden kann, sah man Anfang 2015. Damals gab die SNB ihre Stützgrenze bei 1,20 auf. Ursache: Die EZB begann erst für 60 Milliarden Euro und später für 80 Milliarden Euro pro Monat Staatsanleihen zu kaufen.
Fazit:
Die EZB macht Geld mit der Notenpresse, um Italien und Co. niedrige Zinsen zu verschaffen. Die Schweizer Regierung braucht hingegen keinerlei Hilfe von der SNB-Geldpolitik. Darüber hinaus wird die EZB ihre Anleihenkäufe weiter aufstocken.
Es ist daher sehr unwahrscheinlich, dass der Euro dieses Jahr auf 1,14-1,15 Franken steigen kann. Franken-Fremdwährungskreditnehmer, die auf die Richtigkeit der Prognosen von BNP Paribas und Bank of America zu vertrauen, laufen Gefahr sich zu verspekulieren.