Großbanken aus dem angelsächsischen Raum und Vermögensverwalter haben neben Frankreich, Italien und Spanien vehement Staatsanleihen mit gemeinschaftlicher Haftung gefordert. Ihnen gibt die deutsche Kanzlerin einen Korb.
Aus der Sicht der Befürworter sind Eurobonds erforderlich, damit ein Ruck durch die Eurozone geht. 2015 begann das letzte Mal ein solcher Ruck. Damals brach die Europäische Zentralbank (EZB) ein Tabu. Sie stieg in den großangelegten Ankauf von Staatsanleihen (QE) ein.
Bei Schicksalswahlen im Frühjahr 2017 in den Niederlanden und Frankreich zogen die Euro-Gegner den Kürzeren. Anschließend beschleunigte die Konjunktur mit QE im Rücken merklich. Der Euro-Franken-Kurs stieg zwischen April und Dezember 2017 von 1,07 auf 1,17.
Ein großer Teil des letzen Aufschwungs wurde mit Asset-Preis-Inflation erschummelt. Geldmenschen aus London und New York sowie die Politiker aus dem Süden der Eurozone haben mit Eurobonds auf eine Wiederholung gesetzt. Daraus wird nichts.
"Deutschland wird sich an solidarischen Antworten beteiligen - über das hinaus, was wir jetzt schon mit den 500 Milliarden Euro haben." Nur werde dies nicht über den Weg der auch von Frankreich immer wieder geforderten Eurobonds gehen, sagt Merkel.
Teufelskreis
Der Euro stieg bis April 2018 auf 1,20 Franken. Die Finanz-Community glaubte den heiligen Gral gefunden zu haben: Steigende Kurse von Aktien, Anleihen und Immobilien zusammen mit Geld aus der Notenpresse. Diese Kombinationen macht gegen alle Probleme immun und liefert ununterbrochenes Wirtschaftswachstum, so der Irrglaube.
Einige Devisenexperten gerieten seinerzeit in einen Rausch und prognostizierten einen Anstieg des Euros auf 1,30 Franken. Daraus wurde nichts. Dem auf einer radikal anmutenden EZB-Geldpolitik aufgebaute Billiggeld-Konjunkturaufschwung ging die Luft aus.
Die bis heute andauernde Talfahrt des Euro-Franken-Kurses beginnt. Die Eurozone ist bei sämtlichen Wirtschaftsdaten (Wettbewerbsfähigkeit, Innovationskraft, Staatsschulden, Arbeitslosen uvm.) der Schweiz haushoch unterlegen.
Keinerlei Aussicht, dass sich die Kluft verkleinert. Der ESM-Rettungsschirm wird in den Euro-Südstaaten verteufelt. Wenn nicht gerade Corona-Pandemie ist, ist Geld aus dem ESM an Reformen geknüpft. Ein absolutes No-Go für die kurzsichtig agierenden Politiker dieser Zeit. Sie stellen ihr persönliches Ego stets über die langfristigen Interessen ihrer Länder.
Es sind aber genau diese Reformen, die die Eurozone braucht, um den Abstand zur Schweiz zu verkleinern. Der Eurokurs würde sich aus dem Tal der Tränen befreien und mehrere Jahre am Stück treppenförmig gegenüber dem Schweizer Franken steigen.
Bisher hat die Eurozone allerdings nur zwei Reform-Champions hervorgebracht: 1) Deutschland mit seinen Arbeitsmarkt-Reformen unter der Schröder-Kanzlerschaft. 2) Irland während der Finanzkrise 2008/09. Es waren Zeiten, als die EZB keine Staatsanleihen kaufte.