Die Schweiz stemmt sich nur halbherzig gegen die Aufwertung des Frankens. In der letzten Wochen hat die SNB laut Sichtguthaben-Daten etwa 12 Milliarden Franken gedruckt, um den EUR/CHF-Kurs über 1,05 zu halten. Das war doppelt so viel wie in der Woche davor.
SNB-Präsident Thomas Jordan und seine zwei Direktoriumskollegen Andréa Maechler und Fritz Zurbrügg sind auffällig ruhig. Verbale Deviseninterventionen über die Tagespresse gibt es keine. Reden und Vorträge finden wegen dem Virus nicht statt.
Derweil pumpt die Europäische Zentralbank (EZB) per Pandemie-Anleihenkaufprogramm so viel Geld in die Staatsanleihen-Märkte wie seit 2015 nicht mehr. Dadurch steigen die Ankeihenkurse. Im Gegenzug sinken die Zinsen.
Verkehrte Welt
Deutschlands 10-jähriger Bundesanleihe-Zins liegt aktuell bei -0,43%. Sein Schweizer Pendant bei -0,35%:
- Im Sommer 2019 war der deutsche Satz bei -0,70% und der schweizerische bei -1%. Das trug seinerzeit dazu bei, dass der EUR/CHF-Kurs über 1,10 notierte.
- Als der Euro im April 2018 auf 1,20 Franken kletterte, war der Bundesanleihe-Zins ein halbes Prozentpunkt höher.
Der in den letzten Wochen stattgefundene Zinsumschwung zu Gunsten des Schweizer Frankens ist brutal. Und die SNB kann nichts dagegen tun. Theoretisch könnte sie Schweizer Staatsanleihen kaufen, um deren Zins zu drücken.
Das macht sie aber nicht. Die Schweizer Staatsverschuldung ist wegen einer in der Verfassung verankerten Schuldenbremse bei 40%. Ist gibt daher nicht genug Schuldscheine, die die SNB ankaufen könnte.
Fazit:
Die Zinsverschiebung zu Gunsten der Schweiz zusammen mit der müde agierenden SNB sprechen für den Franken. Der EUR/CHF-Kurs wird unter 1,05 fallen müssen.Weiterlesen:
EUR/CHF-Ausblick: Diese Woche runter