"Der Schweizer Franken ist derzeit Zufluchtshafen Nr. 1 - und zwar global", sagt die Graubündner Kantonalbank. "Der Schweizer Franken dürfte auch in den kommenden Monaten in der Gunst der Anleger bleiben und EUR/CHF deshalb auf gedrückten Niveaus verharren", so das Geldhaus.
Für 1 Euro gibt es aktuell 1 Franken 05. Vor einem Jahr waren es 1 Franken 15. Damit hat sich der Euro, der laut vielen Experten wegen der Schuldenexplosion im Zuge der Corona-Pandemie auf die nächste Krise zusteuert, um 9% abgeschwächt.
"Der Schweizer Franken profitierte vergleichsweise wenig von den Marktturbulenzen, litt umgekehrt aber auch kaum unter der Entspannung", kommentiert die Landesbank Hessen-Thüringen. "Mittelfristig (bis Ende 2020) dürfte sich der Euro-Franken-Kurs auf 1,10 erholen", prognostiziert die Bank.
Die aktuelle Talfahrt, wie schon die im letzten Jahr, geht sehr geordnet vonstatten. Es gibt keine Exzesse, also keine deutlichen Kursrücksetzer. Das führt dazu, dass institutionelle Anleger an ihren Franken-Beständen festhalten bzw. sie sogar noch aufstocken.
Wäre der Euro-Franken-Kurs durch eine ruckartige Bewegung (Undershooting) abgestürzt, nähmen diese Anleger Gewinne mit. Sie würden ihre Franken verkaufen und Euros zurückkaufen.
Spekulanten hängen sich dann an die Rückkäufe der Institutionellen dran und wetten auf einen Anstieg. Der Euro-Franken-Kurs würde die Verluste des Undershooting zur Gänze wegmachen und darüber hinaus noch etwas zulegen.
Die 113-jährige Schweizerische Nationalbank (SNB) ist ein Stück weit zu borniert, um das zu erkennen. Sie ließ den Euro-Franken-Kurs in den letzten Monaten langsam nach unten gleiten, in dem sie erst bei 1,07, dann bei 1,06 und aktuell bei 1,05 intervenierte.
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Diese Talfahrt ermutigt Spekulanten auf einen weiteren Rückgang zu wetten. Als nächstes dürfte deswegen die Marke bei 1,05 fallen.
Dabei bietet sich aktuell für die SNB eine einmalige Gelegenheit, sich aus der sklavischen Abhängigkeit von der Europäischen Zentralbank (EZB) zu befreien.
Weil die wechselkursempfindliche Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie) und der Tourismussektor wegen der Corona-Pandemie ohnehin kaum Geschäft machen, ist die Sinnhaftigkeit von Euro-Stützungskäufen fraglich.
Die SNB könnte den Euro-Franken-Kurs also den freien Marktkräften überlassen. Zwar müsste sie zunächst ein Undershooting, also eine Rückfall des Wechselkurses unter die Parität, in Kauf nehmen. Dann kämen aber viele Euro-Käufer in den Markt.
Der Euro könnte sich auf 1,05 Franken erholen und bis Jahresende sogar auf 1,07 oder 1,08 Franken steigen. Das wäre insoweit ein fairer Kurs, als sich der Euro im Schnitt um 2% gegenüber dem Schweizer Franken abschwächt.
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Nächster Paukenschlag: Gibt die SNB den Kurs frei?
19.04.20
07:18