Österreichs Banken hatten Ende 2019 in ihren Kreditbüchern für private Haushalte einen Fremdwährungsanteil im Gegenwert von 13,3 Milliarden Euro (8,3%) stehen. Auf dem Höhepunkt des Fremdwährungskredit-Booms im Jahr 2006 waren es 38,8 Milliarden Euro (31,8%). "Wir begrenzen das Risiko aus Fremdwährungs- und Tilgungsträgerkrediten konsequent, erfolgreich und nachhaltig", heißt es in einer Meldung der Finanzmarktaufsicht (FMA).
Langfristige Wohnbaukredite waren noch nie so günstig, meldet die Österreichische Nationalbank (OeNB). Euro-Fixzinskredite mit Zinsbindungen über zehn Jahren waren 2019 für private Schuldner für einen Zins von 1,61% zu haben. Das waren im Schnitt 0,62% weniger als 2018. Der Anteil der Fixzinskredite lag erstmal über dem dem der in Österreich so populären variabel verzinsten Kredite.
Wer trotz der niedrigen Euro-Zinsen an seinem Franken-Kredit festhält, braucht Nerven aus Drahtseilen. Der Euro-Franken-Kurs sank seit Jahresbeginn von 1,0855 auf 1,0550 (-2,8%). Bei einem Franken-Kredite im Gegenwert von 150.000 Euro, aufgenommen zur Boomzeit 2006, erhöhte sich die Restschuld von 214.285 Euro auf 220.379 Euro (+6.094 Euro).
4 Wege für Franken-Kreditnehmer
Es gibt etwa 88.000 bis 89.0000 Franken-Kreditnehmer in Österreich. Dies Zahl ergibt sich, wenn man den ausstehenden Fremdwährungsanteil von 13,3 Milliarden Euro durch 150.000 Euro (durchschnittliche Kredithöhe je Darlehensnehmer) teilt. Welche Möglichkeiten haben sie:
- Sie spekulieren auf einen Euro-Anstieg auf 1,10 oder 1,12 Franken. Dann schulden sie in einen Euro-Fixzinskredit um.
- Sie warten bis ihr Franken-Kredit fällig wird und zahlen zum dann gültigen Wechselkurs zurück.
- Sie konvertieren in einen Euro-Kredit aus Angst, dass der EUR/CHF-Kurs auf 1,00 und darunter fällt.
- Sie beginnen (oder sind bereits dabei) ihren Franken-Kredit zu monatlichen Raten zu tilgen. Der Euro-Tilgungsbetrag wird zum jeweils gültigen EUR/CHF-Kurs ungerechnet.
zu 1)
Vorteil: Kommt es zu einem Euro-Anstieg auf 1,10 Franken, hätten sie 9.000 Euro gegenüber einer Konvertierung zum aktuellen Kurs gespart.
Nachteil: Der Schuss geht nach hinten los, sollte der EUR/CHF-Kurs weiter fallen.
zu 2)
Vorteil: Sie zahlen keine Zinsen, weil die Schweizer Zinsen trotz jüngstem Anstieg weiter im tief negativen Terrain sind.
Nachteil: Die Ungewissheit über die Höhe der Restschuld. Das Wechselkursrisiko ist eine große Alltagsbelastung.
zu 3)
Vorteil: Das ständige Beobachten des Euro-Franken-Kurses hat ein Ende.
Nachteil: Sie versäumen womöglich einen besseren Konvertierungkurs von 1,10.
zu 4)
Vorteil: Sie zahlen weiter keine Zinsen und profitieren bei einem Anstieg des EUR/CHF-Kurses.
Nachteil: Wer jetzt erst anfängt, monatliche Raten in Franken zu tilgen, ist spät dran. Man hätte damit schon vor Jahren beginnen müssen: Als der Eurokurs im April/Mai 2018 bei 1,20 Franken war, hätte man recht viel getilgt. Dadurch würden teure Tilgungen zum aktuellen Kurs von 1,05-1,06 kompensiert.