"Der erste Schritt in Richtung gemeinsame Schulden in der EU hat den Aufwertungsdruck auf dem Franken zumindest temporär reduziert", zitiert awp den Credit-Suisse-Experten Maxime Botteron. "Ein Vorstoß in den maßgeblichen Widerstandsbereich von 1,0765-1,0800 Franken dürfte in den nächsten Wochen erfolgen", meint die Valiant Bank.
Mindestkurs-Druck
Der EUR/CHF-Kurs hat sich gerade aus der Umklammerung eines sechsmonatigen Abwärtstrends endgültig befreit. Damit war so nicht unbedingt zu rechnen. Ganz ist die Gefahr eines erneuten Tauchers auch nicht gebannt. Sollte die EZB nächste Woche ihr Pandemic Emergency Purchase Programme (Spitzname: PEPP) erheblich ausweiten, könnte der Euro Richtung 1,05 Franken gehen.
Momentan sieht es aber so aus, dass die die PEPP-Aufstockung im EUR/CHF-Kurs bereits eingepreist ist. Der Devisenmarkt macht überhaupt keine Anstalten auf die Schweizerische Nationalbank (SNB) Druck auszuüben. Damit ist die Lage völlig anders als Anfang 2015. Damals stieg die EZB in den Ankauf von Staatsanleihen per Notenpressen-Euros ein.
Der Verkaufsdruck auf den Euro war immens. Die SNB sah sich gezwungen ihren damaligen Euro-Mindestkurs bei 1,20 Franken aufzugeben. In den letzten Wochen hatten die Schweizer Währungshüter hingegen keine großen Probleme den Euro über einem inoffiziellen Mindestkurs bei 1,05 Franken zu halten.
EUR/CHF-Ausblick 2022ff
Man sollte sich aber nicht zu viel versprechen vom Euro. Kurzfristig hat sich seine Lage zwar gerade schlagartig verbessert. Die Credit Suisse rechnet in den kommenden zwölf Monaten mit einem Anstieg auf 1,10 Franken. Bei allem, was darüber hinaus geht, ist jedoch Vorsicht geboten.
Die langfristigen Abwärtstrend, die bei 1,68 im Oktober 2007 und 1,20 im April 2018 begannen, sind nach wie vor gültig. Dass der Euro auch diese knacken kann, ist sehr schwer vorstellbar. Auf Jahrzehnte betrachtet büßt der Euro jedes Jahr im Schnitt 2,1% gegenüber dem Schweizer Franken ein.
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