Der Euro schießt von 1,0498 auf 1,0660 Franken hoch, nachdem sich Deutschland und Frankreich auf einen 500 Milliarden Euro Wiederaufbaufonds einigen. Kommt es nun zur Trendwende? Oder geht es schon sehr bald zurück unter 1,05?
Angeschlagene Euroländer können bereits den ESM-Rettungsschirm für Finanzhilfen anzapfen. Nun kommt mit dem Wiederaufbafonds eine neue Quelle hinzu. Im Gegensatz zum ESM müssen Hilfen des Merkel-Macrons-Fonds nicht zurückgezahlt werden.
Der Euro steigt in der Hoffnung, dass damit eine stärker Fragementierung in der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Euroländer verhindert werden kann. Es geht mit 1,0660 Franken recht weit nach oben. Die Anstiege vom März auf 1,0650 vom und April auf 1,0610 werden übertroffen.
Von einem "Wechselbad der Gefühle" spricht die Landesbank Hessen-Thüringen mit Blick auf den Euro-Franken-Kurs. "Mal überwiegen die Hoffnungen, dass das Schlimmste der Corona-Krise überwunden ist, mal kommen Zweifel auf. In unsicheren Zeiten ist das Interesse am Schweizer Franken besonders
groß."
Deutschlands Großbanken stehen der Frankenstärke seit Jahren skeptisch gegenüber. Das zeigt sich wieder einmal in ihren neuen EUR/CHF-Ausblicken: Die Landesbank Hessen-Thüringen rechnet bis Ende 2020 mit einem Anstieg des Euros auf 1,10 Franken, die Commerzbank auf 1,11.
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Bleibt abzuwarten, ob die Euro-Verkäufer jetzt abziehen, und ob es sich beim 5-Jahrestief von Montagnacht bei 1,0498 um eine Eintagsfliege handelt. Es gibt aber durchaus die Chance, dass die gerade initiierte Bergfahrt neuen Nachrichten-Treibstoff erhält.
Was der Eurozonen-Wirtschaft weiter auf Trab helfen würde, wäre die vollständige Abschaffung der im Zuge der Corona-Pandemie eingeführten Grenzkontrollen. Da es hier in den letzten Tagen Fortschritte gab, könnte die Rückkehr zum Schengen-System bereits im EUR/CHF-Kurs eingepreist sein (Buy the Rumor, Sell the News).
Gehen dem Euro die positiven Gerüchte aus, wird es wieder eng. Es gilt sich stets zu vergegenwärtigen: Die Europäische Zentralbank (EZB) schöpft mit ihrer digitalen Notenpresse so viel Euros wie nie zuvor.