EUR/CHF-Analyse: Tauziehen um die Marke bei 1,05
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EUR/CHF-Analyse: Tauziehen um die Marke bei 1,05

Für den EUR/CHF-Kurs geht es aktuell um die Marke bei 1,05. "Die extrem hohe Verunsicherung im Zuge der Corona-Krise sorgt für starke Nachfrage nach sicheren Häfen wie dem Franken", kommentiert der Landesbank Baden-Württemberg.

Bereits im März und April 2020 stand der Euro unmittelbar davor unter 1,05 zu sinken. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) konnte das verhindern. Sie bläht ihre Bilanzsumme durch Euro-Stützungskäufe so rasant auf wie zuletzt 2015.

"Was man nicht haben will, ist ein SNB-Hedgefonds, der im Verhältnis zur Schweizer Wirtschaft so groß geworden ist, dass er das Land ruinieren könnte, wenn er etwas falsch macht", zitiert die "Financial Times" Stéphane Monier von der Privatbank Lombard Odier.

Linienchart der Talfahrt des EUR/CHF-Kurses von Dezember 2019 bis Mai 2020

Es gibt einen weiteren Grund dafür, warum die Frankenstärke nicht abreißen wird. Laut den Konjunkturprognosen der EU-Kommission wird die Eurozonen-Wirtschaft in diesem Jahr 7,7% schrumpfen und nächstes Jahr 6,3% zulegen.

Das Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) rechnet mit einem Rückgang der Schweizer Wirtschaftsleistung um -6,7% (2020), gefolgt von einem Anstieg um 5,2%.

Die Prognosen der EU-Kommission und des Seco sind so ausstaffiert, dass sowohl Eurozone und Schweiz mit ihrer Wirtschaftsleitung Anfang 2022 bei 98% des Vorkrisenvieaus liegen werden.

Die Schweiz dürfte das schaffen, zumal sie wegen ihrem niedrigen Staatsschulden den Konjunktureinbruch recht gut abfedern kann. In der Eurozone sieht das anders aus. Hier drücken die hohen Schulden. Ferner müssen Ausgabenprogramme von der EZB co-finanziert werden.

Insofern kann sich die Eurozone glücklich schätzen auf 95% des Vorkrisenniveaus zu kommen. Das wird sich in einem anhaltend schwachen Euro-Wechselkurs gegenüber dem Schweizer Franken niederschlagen müssen.

EUR/CHF-Ausblick


Die Schweizerische Nationalbank wird demnächst den Euro-Franken-Kurs weiter runterlassen. Die Risiken, die die SNB eingehen muss, um die Marke bei 1,05 zu verteidigen, übersteigen deutlich den Nutzen.

Weil die Schweizer Wirtschaft besser aus der Corona-Krise rauskommt als die Eurozone, hat der Euro auch auf Sicht von 12-18 Monaten keine Perspektive merklich gegenüber dem Schweizer Franken zu steigen.

Sollte der Euro gegenüber dem Schweizer Franken es dennoch schaffen zuzulegen, wird es sich hierbei um markttechnische Erholungen handeln. Solche Anstiege sind vorübergehend.

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