Der Euro erhält eine Vitaminspritze von zwei EZB-Falken, und so steigt der EUR/CHF-Kurs auf 1,07. "Politische Entscheidungsträger sollten nicht annehmen, dass wir die Refinanzierungskosten der Regierungen für immer niedrig halten", sagt der deutsche Bundesbankchef Jens Weidmann. Sein Kollege, EZB-Vize de Guindos, zeigt sich positiv eine Situation herbeizuführen, in der die EZB keine Staatsanleihen mehr kauft.
Das Corona-Anleihenkaufprogramm (Pepp) ist laut Weidmann eine Ausnahme. Die EZB habe 2018 den Ankauf von Staatsanleihen gestoppt, erläutere Vizepräsident de Guindos gegenüber dem Magazin "Spiegel". "Daran sehen Sie, dass wir aussteigen können, wenn es die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen erlauben", so der Spanier.
Das Risiko einer plötzlichen Franken-Aufwertung ist aber nicht vom Tisch. Die USA machen keinen guten Job, wenn es um die Eindämmung der Corona-Pandemie geht. Die Zahl der Neuinfizierten steigt auf den höchsten Stand seit Anfang Mai. Es besteht die Gefahr einer Rutschpartie an den Börsen in Verbindung mit einer Fluchtwelle in Sichere Häfen.
"Sorgen wegen der zweiten Corona-Welle lassen den CHF wieder attraktiver werden. Außerdem sind die nervösen Aktienmärkte ein weiterer CHF-Treiber", sagt die St.Galler Kantonalbank. Die Rabobank spricht von einem Anstieg der Sicheren-Hafen-Käufe. Man sehe nur einen begrenzten Spielraum für den EUR/CHF-Kurs aus der jüngsten Range nach oben auszubrechen.
Das obere Ende der Range liegt bei 1,0915 Franken. Ein aktuelle Analyse zeigt: Ein Ausbruch zusammen mit einem Anstieg auf 1,10 ist recht unwahrscheinlich ist. Vielmehr ist mit einer Abwärtsbewegung zur unteren Range bei 1,05 zu rechnen, zumal die hawkishen Töne aus der EZB den Euro nur kurzzeitig helfen dürften.
EZB reicht Euro rettenden Strohhalm
23.06.20
06:27