Das Britische Pfund hat den Brexit längst nicht verdaut, und so steigt der EUR/GBP-Wechselkurs auf 0,89. Ein Austauschverhältnis von 1 Euro = 1 Pfund (Parität) wird Thema, sollte das Vereinigte Königreich Ende 2020 ohne Handelsauskommen aus der EU quasi herauscrashen. So schlimm werde es nicht kommen, sagt die Deutsche Bank. Laut ihrer Euro Pfund Prognose wird die Devisennotierung Ende 2020 bei 0,90 stehen.
Ende 2008 kletterte der Eurokurs auf 0,98 Pfund und schrammte damit nur hauchdünn an der Parität vorbei. Hintergrund für die markante Abschwächung des Britischen Pfunds war die Finanzkrise. Das Vereinigte Königreich mit seinem großen Finanzsektor traf es seinerzeit besonders hart. Der damalige britische Premier Gordon Brown forderte erfolglos einen EU-Bankenrettungsfonds.
Die britischen Probleme konnten auch ohne EU-Solidarität gelöste werden. Die Euro-Staatsschuldenkrise begann 2010 in Griechenland. Bis Mitte 2012 hat sie sich auf ganz Südeuropa ausgedehnt. Der Euro stand kurz davor zusammenzubrechen. Der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, versprach mit seinem "Whatever it Takes" das nicht zuzulassen.
Der Talfahrt des Euro-Pfund-Kurses tat das keinen Abbruch. Bis August 2015 sank die Devisennotierung auf 0,69. Das freute britische Touristen, die in Südeuropa ihre Ferien verbringen. Auch deutsche Exporteure aus dem Verarbeitenden Gewerbe profitierten von dem weichen Euro. Er half ihnen dabei mehr Güter im Vereinigten Königreich, einem sehr großen und wichtigen Exportmarkt, zu verkaufen.
Pfund Prognosen
Premierminister David Cameron gewann sein erstes Referendum im September 2014. Das schottische Stimmvolk entschied sich gegen einen Austritt aus dem Vereinigten Königreich. In der festen Annahme auch ein EU-Referendum durchzubekommen, beraumte Cameron eine Volksabstimmung für Juni 2016 an. Das ging in die Hose. Cameron nahm seinen Hut. Die Euro Pfund Entwicklung stieg so stark wie während der Finanzkrise 2008.
Laut einer aktuellen Pfund Prognose der Royal Bank of Canada wird sich Sterling bis Ende 2020 auf 0,96 per 1 Euro abschwächen. Am Geldmarkt werde
eingepreist, dass die Bank of England zum Jahresende den Leitzins in negatives Terrain senkt, hebt die Postbank hervor. Wie die Mutter rechnet die Postbank mit einem EUR/GBP-Kurs von 0,90.
Laut einer Umfrage des Finanzdienstes Bloomberg vom 26. Mai 2020, an der 15 Banken teilnahmen, hat das Britische Pfund das Schlimmste bereits überstanden. Die Devisenexperten der Banken rechnen für Ende 2020 im Schnitt mit einem EUR/GBP-Kurs von 0,87. Das zeigt: Ein Brexit-Crash ohne Handelsabkommen und ein Anstieg des EUR/GBP-Kurses auf die Parität ist recht unwahrscheinlich.