"Wir sind bereit stärker zu intervenieren", sagt Notenbankchef Thomas Jordan nach der geldpolitischen Sitzung. Offiziell spricht die SNB in ihrer neuen Lagebeurteilung von einem "hoch bewerteten Franken". Sie tut dies zu einem Zeitpunkt, als es für 1 Euro knapp 1,07 Franken gibt. Die Devisennotierung ist damit in der Mitte einer Range:
- Am 5. Juni 2020 kletterte der EUR/CHF-Kurs auf ein 6-Monatshoch bei 1,0915.
- Am 18. Mai 2020 purzelte der EUR/CHF-Kurs auf ein 5-Jahrestief bei 1,0498.
In den USA steigen die Infektionszahlen wieder und mit ihnen die Gefahr einer erneuten Erschütterung der Finanzmärkte. Der Schweizer Franken wäre wieder gefragt. "Es besteht das Risiko einer zweiten Welle von COVID-Infektionen, das meiner Meinung nach sehr groß ist. Ich glaube nicht, dass der Markt es einpreist", zitiert Reuters Momtchil Pojarliev, Chef-Devisenstratege bei BNP Paribas Asset Management.
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"Haupttätigkeitsfeld der Schweizer Notenbank bleib die Schwächung des Franken. Die Devisenmarktinterventionen können als das QE (Gelddrucken per Notenpresse, um Vermögenswerte wie Anleihen zu kaufen, Anm. d. Red.) der SNB verstanden werden, sagt Thomas Gitzel von der VP Bank in Liechtenstein. "Was die Quantität der Geldpolitik anbelangt, stehen die eidgenössischen Währungshüter ihren Kollegen bei der EZB und der Fed in nichts nach."
Seit 2009 interveniert die SNB am Devisenmarkt. Das Hauptaugenmerk richtet sie auf den Euro. Für Schweizer Unternehmen mit hohen Exportanteil ist der Euro auch 2020 die mit Abstand wichtigste Währung. 88% der Umfrageteilnehmer gaben das in einer UBS-Umfrage an. An sie richtet sich Thomas Jordan, wenn er signalisiert den Euro in den kommenden Monaten über 1,05 Franken zu halten.
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Nach über zehn Jahren müsste der Euro doch demnächst das Ende der Fahnenstange erreicht haben und in eine Phase eintreten, in der er sich auch ohne die Hilfe der SNB gegenüber dem Schweizer Franken behaupten kann, möchte man meinen. Dafür gibt es allerdings überhaupt keine Anhaltspunkte. Das zeigt auch die aktuelle Ankündigung von Jordan noch stärker zu intervenieren, sprich: noch mehr Euros aufzukaufen.