Steigt der Euro mit Eurobonds auf 1,35 Franken?
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Steigt der Euro mit Eurobonds auf 1,35 Franken?

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) verhindert ein Rückfall des Euros unter 1,05 Franken. Umgekehrt steht die träge Eurozonen-Konjunktur einem Anstieg des Wechselkurses in Richtung seines 20-Jahres-Durchschnitt bei 1,35 im Weg. Ändert sich das mit Eurobonds?

Wer von einem stärkeren Schweizer Franken ausgeht, müsse gegen die SNB ankämpfen. Das sei keine schöne Situation, sagt Andreas König, Chef-Devisenstratege des Vermögensverwalters Amundi gegenüber Reuters.

Es ist allerdings nicht notwendigerweise so, dass eine Zentralbank am längeren Hebel sitzt. Das zeigt der Frankenschock Anfang 2015. Damals musste die SNB aufgeben den Franken abzuschwächen.

Am Devisenmarkt beißen sich Zentralbanken mit Interventionen seit Jahrzehnten die Zähne aus. So zog beispielsweise die Deutsche Bundesbank Anfang der 1990er-Jahre den Kürzeren. Sie musste eine Aufwertung der D-Mark trotz vorausgegangener heftiger Interventionen zulassen.

Wer von einen schwächeren Schweizer Franken ausgeht, setze gegen einen starken fundamentalen Trend, räumt König ein. Die Schweizer Wirtschaft hat mehr Wachstum zu bieten als die Eurozone. Sie wird sich vom Corona-Schock schneller erholen.

Eurobonds


Eine gemeinsame EU-Verschuldung hätte auch für die Schweiz Positives. "Es würde den Euro auf eine solidere Basis stellen und damit den Franken entlasten", meint Yvan Lengwiler, Professor für Geldpolitik an der Universität Basel, der Nachrichtenagentur Keystone-sda.

Stehen die soliden Euro-Nordstaaten Deutschland, Österreich und Niederlande für die hohen Schuldenberge des Südens ein, müsste der Euro demzufolge locker über 1,10 Franken steigen. Der 20-Jahre-Durchschnitt des EUR/CHF-Kurs liegt immerhin bei 1,35.

Ganz so einfach ist der Weg in der Praxis zu einem stärkeren Euro aber nicht: Gemeinsame Schulden in Form von Eurobonds wird in Italien, Spanien und auch Frankreich zu weniger Eigeninitiative und Eigenverantwortung führen.

Die Folge: Beim Wachstum fällt die Eurozone gegenüber der Schweiz noch weiter zurück. Gleichzeitig wird der Franken stärker. Das hilft dabei die Inflation in der Schweiz niedrig zu halten.

Beispiel: Die Schweiz kommt auf ein Wachstum von 1,5% bei einer Inflation von knapp unter 1%. Die Eurozone schafft hingegen nur ein Wachstum von knapp 1%, dafür aber eine Inflation von 1,5%. Der Euro-Franken-Kurs wird dann unter die Parität fallen.

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