- Am 18. Mai kommt es zu einem steilen Anstieg. Der Eurokurs löst sich von 1,05 Franken, jener Marke, an der er zuvor monatelang klebte. Auslöser ist ein von Deutschland und Frankreich beschlossener EU-Wiederaufbaufonds.
- Am 2. Juni dann ein Ereignis mit fast schon historischem Ausmaß: Der Euro durchbricht die zweijährige Abwärtstrendlinie. An dieser Linie kam er zuvor noch nicht einmal heran.
- Am 5. Juni steigt der Euro angetrieben vom Bruch der Trendlinie auf 1,0915 Franken. Damit erreicht er den höchsten Stand seit sechs Monaten. Es folgt ein Rücksetzer auf 1,06 bis 10. Juli.
- Am 22. Juli wird auf dem EU-Gipfel der Wiederaufbaufonds beschlossen. Der Euro befindet sich wieder an der Trendlinie. Diesmal kann er sie aber nicht überrennen. Stattdessen prallt er nach unten zurück.
- 24. Juli: "Es ist durchaus möglich, dass der Euro in den kommenden Wochen über die Marke von 1,10 geht", sagt der Chefökonom der VP Bank, Thomas Gitzel, im Gespräch im cash.ch. Viele Devisen-Auguren sind ebenfalls dieser Meinung.
Der Zurücksetzer unmittelbar nach dem Beschluss des Aufbaufonds ist problematisch. Darüber hinaus spricht der nicht stattgefundene Test des Tiefs bei 1,05 gegen eine Trendumkehr (Reversal). Der Euro fiel am 10. Juli lediglich auf 1,06 zurück. Wäre es weiter nach unten gegangen, könnte man in sagen: Kurzfristig tiefere Kurse ermöglichen in der mittleren und langen Sicht höhere Kurse.
Der Wiederaufbaufonds ist aus der Sicht des Vermögensverwalters Crossbridge Capital kein Game Changer. "Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der EU werden nicht weggehen", zitiert Bloomberg Anlagechef Manish Singh. Er stellt sich damit gegen viele seiner Kollegen. Die sehen den Euro im Aufwind, weil Kanzlerin Merkel mit ihrer dicken Geldbörse Pleiten hochverschuldeter Länder wie Italien einen Riegel vorgeschoben hat.
Ein weiterer Faktor für den Euro-Franken-Kurs sind vermeintliche Wechselkurs-Manipulationen. Die USA stehen übereinstimmenden Medienberichten kurz davor die Schweiz auf eine schwarze Liste zu setzen. Der Vorwurf: Mit Deviseninterventionen halte die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Franken künstlich schwach. Sie verschaffe damit der Schweizer Wirtschaft Vorteile im internationalen Handel.
Das lockt Spekulanten an, die auf einen Bruch des inoffiziellen Euro-Mindestkurses bei 1,05 Franken wetten. Sie könnten leichtes Spiel haben: Die großen Player am Devisenmarkt, das sind Banken, Versicherungen, Fondsmanager und Unternehmen, dürften in den letzten Wochen Euros gekauft haben. Sie rechnen mit einem Anstieg des Euro-Franken-Kurses.
Damit ist der Devisenmarkt leergefegt von Käufern. Die Shortseller haben es leichter ihr Ziel, den Euro zu einem hohen Kurs verkaufen und einem tieferen zurückzukaufen, zu erreichen. Landet die Schweiz tatsächlich wegen Währungsmanipulationen auf der schwarzen Liste, könnte das der Auslöser sein. Der Euro-Franken-Kurs würde rasch unter 1,05 fallen.