Der Euro legt den Rückwärtsgang, und so sinkt der EUR/CHF-Wechselkurs von 1,07 auf 1,06. Ein neuer Eurogruppen-Chef aus dem bürgerlichen Lager signalisiert ein hartes Ringen um die geplanten Transfers für Südeuropa. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) muss ihre Euro-Stützungskäufe forcieren. Darüber hinaus ist ein Zurückzucken des Euros gegenüber dem US-Dollar kontraproduktiv für den EUR/CHF-Ausblick.
Irlands Finanzminister Paschal Donohoe setzt sich überraschend gegen die favorisierte Sozialistin Nadia Calviño durch. Die Spanierin kritisierte Deutschlands Ausgabenprogramme zur Abfederung der Corona-Krise und forderte im gleichen Atemzug Berlin müsse stattdessen ihrem Land finanziell stärker unter die Arme greifen. Gleichwohl unterstützte die Bundesregierung ihre Kandidatur. Die Bemerkung dürfte allerdings in Wien, Den Haag und Bratislava nicht so gut angekommen sein.
Die kleineren Euroländer aus der Mitte und dem Osten haben sich zusammengetan und Donohoe gewählt. Das ist ein Zeichen für mühsame Verhandlungen um den EU-Wiederaufbaufonds. Es dürfte sehr viel schwieriger werden ihn durch die EU-Gremien zu bekommen, als sich das Deutschland und Frankreich vorgestellt haben. Fließen Kredite statt Schenkungen nach Südeuropa, wird der Euro neue Probleme bekommen sich gegen den Franken zu behaupten.
Die Devisenreserven der Schweizerischen Nationalbank (SNB) erhöhten sich im Juni um 33,6 Milliarden auf 850,1 Milliarden Franken. Damit hinterlassen die Euro-Stützungskäufe einen immer größeren Fußabdruck. Die Finanzmärkte spekulieren längst darauf, dass die SNB den Gegenwert ihrer Devisenreserven auf eine Billion Franken aufstocken muss. Das wäre dann knapp das Doppelte des Schweizer Bruttoinlandsproduktes (SNB).
Indes hat der Euro-Dollar-Kurs einen Anstiegsversuch auf 1,15 abgebrochen. Die meisten Devisenexperten koppeln ihren positiven Ausblick für den EUR/CHF-Kurs an einen stärkerer Euro zum US-Dollar. So sagt zum Beispiel ein neues Devisen-Researchpapier der Landesbank Hessen-Thüringen bis Ende 2020 einen Anstieg des Euros auf 1,20 US-Dollar und 1,10 Franken voraus.
🔗 Helaba Währungsprognosen, 09.07.2020
Streit fordert Schweizerische Nationalbank heraus
10.07.20
06:30