Die Talfahrt des Euro zum Franken hat sich zu Beginn der zweiten Jahreshälfte verlangsamt. Der Euro-Franken-Kurs sinkt minimal von 1,0630 auf 1,0615 (-0,1%). Angela Merkel macht Dampf. Die deutsche Kanzlerin will den Wiederaufbaufonds so rasch wie möglich durch die EU-Gremien peitschen.
"Der Kurs hält sich oberhalb von 1,0600, kann aber auch nicht nachhaltig über 1,0700 klettern. Wir warten auf stärkere Impulse die einen Trend einläuten könnten", kommentiert die St.Galler Kantonalbank.
In der Schweiz purzeln die Preise. Importgüter waren im Juni 2020 um 4,2% günstiger als im Juni 2019. Dies sei wohl auf die binnen Jahresfrist erfolgte fünfprozentige Aufwertung des Frankens gegen den Euro zurückzuführen, sagt die Landesbank Hessen-Thüringen.
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Der EU-Wiederaufbaufonds ist der Liebling des Euro. Er gilt als Einstieg in eine Vergemeinschaftung von Staatsschulden. Die Euro-Nordstaaten stehen für die Schulden der Euro-Südstaaten ein. Obendrauf sollen üppige Transferzahlungen (Schenkungen) an Italien, Spanien, Portugal und Griechenland fließen.
Angela Merkel sieht in der Schaffung einer Transferunion offenbar die Möglichkeit als große Europäerin in die Geschichtsbücher einzugehen. So wie einst Helmut Kohl. Eine Einigung auf den Aufbaufonds müsse Mitte Juli "und auf jeden Fall im Sommer" gelingen, sagt Merkel.
Weil Deutschland gerade die EU-Ratspräsidentschaft bis Jahresende übernommen hat, kann die deutsche Kanzlerin Druck auf die sparsamen Vier ausüben: Österreich, die Niederlande, Schweden und Dänemark lehnen Schenkungen an den Mittelmeerraum ab.
Ob eine offizielle Einigung den Euro erneut auf 1,09 Franken oder sogar höher heben wird, muss ohnehin bezweifelt. Das liegt in der Natur der Finanzmärkte. Der EU-Wiederaufbaufonds ist längst eingepreist.
- Kommt er so wie geplant, dürfte der Euro-Franken-Kurs auf der Stelle treten.
- Ein abgespeckter Aufbaufonds könnte den Euro sogar zu Fall auf 1,05 Franken bringen.