Vor einem halben Jahrzehnt schritt die Schweizerische Nationalbank (SNB) das letzte Mal zur Tat: Anfang 2015 senkte sie ihren Leitzins von -0,50% auf -0,75%. Dieser Schritt war notwendig, um den enormen Aufwertungsdruck auf den Franken abzumildern. Zusammen mit der Zinssenkung hob die SNB den Euro-Mindestkurs bei 1,20 Franken auf. Ohne die Zinssenkung hätte sich der Euro-Franken-Kurs nicht über der Parität stabilisieren können.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat nicht so lange die Hände in den Schoß gelegt. Während die SNB ihr Weltrekord-Negativzins wirken ließ, ging die EZB dreimal runter. Im Dezember 2015, März 2016 und September 2019 senkten die Euro-Währungshüter jeweils um 0,10%. Damit drückten sie den Einlagenzins auf -0,50%.
Race to the Bottom
Die EZB hat sich in den letzten Jahren sehr stark angestrengt, um den Negativzins-Weltrekordhalter Schweiz einzuholen. Aktuell liegt sie nur noch ein Viertelprozent zurück. In diesem Zusammenhang gibt es eine interessante Story: Ein Großspekulant ging im Mai 2020 eine millionenschwere Wette auf weitere EZB-Zinssenkungen ein. Er kaufte entsprechende Euribor-Terminkontrakte.
"Dieser Kauf würde dem Anleger einen hohen Gewinn bescheren, wenn die EZB ihren Leitzins von derzeit -0,50% bis Anfang nächsten Jahres auf -1% senkt", berichtete der Finanzdienst Bloomberg. Dadurch würde der 3-Monats-Euribor von aktuell -0,45% auf -0,75% fallen. Im Gegenzug stiegen die Kurse der von dem Großspekulanten gekauften Euribor-Terminkontrakte.
Die Europäische Union sei der wichtigste Handelspartner der Schweiz, und die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) habe direkten Einfluss auf den Wechselkurs EUR/CHF, erläutert Moneypark. Sollte die EZB also tatsächlich mit ihrem Einlagenzins weiter runtergehen, wird die fünfjährige Schonzeit der SNB enden. In der Schweiz würde man dann mit einem Negativzinsumfeld von -1% Vorlieb nehmen.
Auf -1,25% oder noch tiefer kann die SNB Experten zufolge nicht runtergehen. Dann sind die Kosten ein versichertes Schließfach anzumieten und darin Bargeld zu legen niedriger als den Strafzins zu bezahlen. Überdies ächzen die Schweizer Banken schon jetzt unter dem Negativzins. Vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie setzten die großen Geldhäuser die SNB unter Druck, aus dem Negativzins auszusteigen.
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🔗Zinsprognose Schweiz bis Ende 2021, Moneypark, 24.07.2020