Nimmt man die Höchstmarke bei 1,0915 vom 5. Juni 2020, den Wechselkurs von Anfang 2020 bei 1,0850 und den von Juli 2019 bei 1,1115 zum Maßstab, ergibt sich ein anderes Bild. Hier dominieren Minuszeichen. Der Euro schwächte sich im Durchschnitt um 2% gegenüber dem Schweizer Franken ab. Auf den zweiten Blick steht der Euro als Verlierer da.
Der EU-Wiederaufbaufonds von 750 Milliarden Euro ist nach harten Verhandlungen in trockenen Tüchern. Die Zuschüsse liegen mit 390 Milliarden Euro unter den ursprünglich geplanten 500 Milliarden Euro. Dafür steigt der Anteil der Hilfskredite von 250 Milliarden Euro auf 360 Milliarden Euro. Es ist gehupft wie gesprungen: Wird es eng mit der Rückzahlung, greift die Europäische Zentralbank (EZB) den Schuldnern unter die Arme.
Aus der Sicht des früheren Chefs des deutschen ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, handelt es sich beim Aufbaufonds um ein Instrument zur Konkursverschleppung: "Die Mittel werden vor allem für Verstaatlichungen von nicht mehr wettbewerbsfähigen Unternehmen und für die Rettung der Gläubigerbanken verwendet werden. Von Wiederaufbau kann nicht die Rede sein", sagte Sinn unlängst dem Magazin "Fonds Professionell".
EUR/CHF-Stakeholder
Die UBS mahnt heimische Unternehmenskunden mit Exposure zum Euro-Währungsgebiet zur Vorsicht: "Die Absicherung von Euro-Engagements erscheint uns weiter angebracht." Für die Zeit ab Herbst 2020 gibt sie dann Entwarnung: "Wir gehen jedoch nach wie vor davon aus, dass sich der Euro im 4. Quartal 2020 und im 1. Quartal 2021 erholen wird, sobald die Weltwirtschaft wieder anzieht."
Die Empfehlung der größten Bank der Schweiz richtet sich indirekt auch an Österreichs Franken-Kreditnehmer. Sie haben, wie die Schweizer Exporteure, ein großes Interesse an einem möglichst hohen Euro-Franken-Kurs. Zusätzlich Orientierung geben Wechselkursprognosen basierend auf dem Jahreshoch bei 1,0915 und dem Jahrestief bei 1,0498.
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