Aktuell gibt es für 1 Euro 1,08 Franken. Das ist sehr nahe an der Konsensprognose. Laut einer aktuellen Bloomberg-Umfrage erwarten die Banken für Ende 2020 im Durchschnitt 1,09. Royal Bank of Canada und Deutsche Bank sind mit 1,04-1,05 am unteren Ende des Prognosespektrums. Die Bank of America mit 1,15 am oberen Ende.
Sollte die Konsensprognose von 1,09 ins Schwarze treffen, hätte sich der Euro gegenüber dem Schweizer Franken befestigt. Anfang 2020 lag der Wechselkurs bereits bei 1,09. Das wäre ein Erfolg. Normalerweise schwächt er sich jedes Jahr um knapp 2% ab. Hintergrund ist die fundamentale Stärke der Schweiz und ihre geringere Geldentwertung.
Gleichwohl kommt es immer wieder zu Ausreißer-Jahren. Das letzte Mal gab es ein solches 2017. Der Euro-Franken-Kurs kletterte von 1,07 auf 1,17 (+9%). Dafür lagen die Verluste in den folgenden Jahren deutlich über 2%. Man kann es mit einem Münzwurf vergleichen.
- Wirft man ein Geldstück fünfmal, kann fünfmal Zahl oder viermal Zahl und einmal Kopf kommen.
- Wirft man das Geldstück hundertmal, so wird das Ergebnis bei 48 zu 52, 49 zu 51 oder 50 zu 50 liegen.
Dies würde massive Kapitalumschichtungen in den Euro freisetzen. Der Schweizer Franken würde zwar auch kräftig gegen den US-Dollar aufwerten. Weil die Eurozone deutlich größer ist und mehr Dollar-Abflüsse absorbieren kann, liefe es aber unter dem Strich eine Aufwertung des Euros gegen den Schweizer Franken hinaus.
Die Ausreißer-Prognose der Deutschen Bank bei 1,05 ist näher am aktuellen Kurs von 1,08 dran, und damit wahrscheinlicher. Damit sie sich bewahrheitet, braucht es eine zweite Corona-Welle mit Ausgangssperren. Dann wäre die Situation wieder so wie von März bis Mai, als der Euro-Franken-Kurs von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) bei 1,05 Franken gestützt wurde.
🔗 Ergebnisse Bloomberg-Umfrage FX-Prognosen
Aus: Postbank Währungsbulletin August 2020