Selbstbewusster Euro beansprucht Vorreiterrolle
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Selbstbewusster Euro beansprucht Vorreiterrolle

Der Eurokurs nimmt Anlauf aus einer Kursverengung auszubrechen und anschließend auf 1,11 Franken zu steigen. In der Eurozone ist es so etwas von ruhig, dass der Schweiz hier ein ernsthafter Sicherer-Hafen-Konkurrent heranwächst. "Als kleine offene Volkswirtschaft ist die Schweiz gegenüber externen Störungen stark exponiert", sagt SNB-Chef Jordan. Das ändert sich gerade.

Risiken, die einen stärkeren Franken rechtfertigen, gibt es genügend: Die USA lassen das Atomabkommen mit dem Iran endgültig scheitern. Moskau sieht in Weißrussland fremde Kräfte wirken so wie einst in der Ukraine. Hinzu kommt der Dauerstreit zwischen den USA und China. Weil es sich nicht um europäischen Risiken handelt, kann der Schweizer Franken aus ihnen kein Kapital schlagen.

Damit sich der Euro abschwächt, bräuchte es beispielsweise Probleme in Italien. Dort gibt es zwar eine Italexit-Bewegung. Die lässt sich aber generös ignorieren, suggeriert die Rendite auf 10-jährige italienische Staatsanleihen. Sie steht kurz davor unter die Einprozentmarke zu sinken. Im Mai 2018, als Italien in einer politischer Krise war und es kein EU-Aufbaufonds gab, stieg sie auf 3%. Der Euro schwächte sich 5% zum Franken ab.

Ein weiteres Indiz für die im Euro schlummernden Stärke ist die Price Action: Im Juli versuchte der Eurokurs mehrmals unter die Marke bei 1,07 Franken zu sinken. Er scheiterte. Im August greifen die Euro-Käufer bereits bei 1,0730. Sie lassen damit überhaupt keine Zweifel an ihrer Entschlossenheit, den Euro zu stützen, aufkommen.

Chartanalyse Euro-Franken-Kurs Mitte August 2020 möglicher Ausbruch aus Dreiecks-Formation

Aktuell notiert der Eurokurs mit steigender Tendenz bei 1,08 Franken. Er wartet auf ein Momentumschub, um aus der Dreiecks-Formation auszubrechen, den Widerstand bei 1,0840 zu knacken und anschließend das Junihoch bei 1,0915 anzugreifen. Damit würde er Prognosen der Schweizer Banken konterkarieren. Schaffhauser Kantonalbank, Raiffeisen Schweiz und St.Galler Kantonalbank sehen den Euro-Franken-Kurs im Herbst bei 1,05-1,07.

"Eine Besonderheit der Schweiz ist dabei, dass der Schweizer Franken als sicherer Hafen in der Regel aufwertet, wenn sich die globale Risikostimmung eintrübt", sagt Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Tatsächlich wirken sich die geopolitischen Risiken dieses Mal zu Gunsten des Euros aus. Es halten sich hartnäckige Gerüchte, wonach der US-Dollar dabei ist seine unangefochtene Führungsposition zu verlieren.

Weil die Euroländer seit Kurzem gemeinsam Schulden aufnehmen und damit auch gegenseitig für ihre Schulden einstehen, wird der Euro dem Dollar Marktanteile abjagen. Solange dieser Prozess läuft, ist jedwede Angst der SNB von ausländischen Portfolioinvestitionen und infolge einer deutlichen Abschwächung des Euros zum Franken überrannt zu werden, übertrieben.

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