Wie stark ist der Schweizer Franken wirklich?
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Wie stark ist der Schweizer Franken wirklich?

Nominaler Währungskurs Entwicklung Euro - Schweizer Franken 2000-2020 (Linienchart)

Der Schweizer Franken ist stark, weil die hinter ihm stehende Volkswirtschaft und politischen Institutionen spitze sind. Laut der Schweizerischen Nationalbank (SNB) wurde der Franken gegenüber dem Euro in den letzten 20 Jahren um 18% stärker. Noch etwas höher fällt seine Aufwertung aus, bezieht man US-Dollar, Yen, Pfund ein. Hier konnte der Franken gemäß SNB-Wechselkursindex sogar um 20% zulegen.

"Mit ihrer politischen Neutralität und der soliden Wirtschaft ist die Schweiz als sicherer Hafen stark gefragt", betont die deutsche Deka Bank. Die Schweiz ist das innovativste Land der Welt, zeigt eine Rangliste des Global-Innovation-Index. Der Index wird von der Weltorganisation für geistiges Eigentum (Wipo), der Wirtschaftsuniversität Insead und der Cornell University herausgegeben.

"Dann nehme ich doch lieber eine Amazon-Aktie als eine italienische Volkswirtschaft", scherzte der US-Börsenexperte Markus Koch unlängst. Hintergrund: Der Börsenwert von Amazon ist beinahe so hoch wie das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Italiens. Apple hat Italien bereits hinter sich gelassen. Die Schweizer Firma Nestlé kann es bei einem solchen Vergleich mit Portugal und Griechenland zusammen aufnehmen.

2015 war der Schweizer Franken am stärksten: Laut dem realen Wechselkursindex erreichte er seinerzeit einen Wert gegenüber dem Euro von 120 Punkten. Ursache: Die SNB hob aus heiterem Himmel den Euro-Mindestkurses bei 1,20 Franken auf. Anschließend gab es mehrere Tage am Stück für 1 Euro weniger als 1 Franken. Seitdem hat sich die Lage beruhigt.

Sturm im Wasserglas


Der im Fachjargon genannte nominale Euro-Franken-Kurs notiert aktuell bei 1,08 Franken. Das korrespondiert mit einem realen Wechselkurs von 112 Punkten. Der Schweizer Franken hat sich in den letzten fünf Jahren real um sieben Prozent gegenüber dem Euro abgeschwächt. Von einer ausgeprägten Schwächephase des Schweizer Franken kann aber keine Rede sein.

2007 fiel die Schweizer Währung mit 84 Punkten auf ein Rekordtief. Der Euro war extrem stark. Im Vergleich zu damals ist die Aufwertung des Euros zwischen 2015 und 2020 ein Sturm im Wasserglas. Gleichwohl könnte sich der Trend einer leichten Abschwächung des Frankens zunächst fortsetzen. Normalerweise gewinnt der Franken, wenn es in Europa eine Krise gibt.

Wegen des stärkeren fiskalischem Zusammenwachsens der Eurozone im Lichte der jüngsten EU-Gipfelbeschlüsse (Aufbaufonds) ist eine "Große Krise" nicht absehbar. Darüber hinaus steht außer Frage, dass die Europäische Zentralbank (EZB) als Geldverleiher letzter Instanz auftritt, um Staatspleiten hochverschuldeter Ländern wie Italien, Portugal und Griechenland abzuwenden.

Die Kehrseite von Backstops, Auffanglösungen und Hilfsgeldern ist ein Aderlass an Innovationskraft. Die Anreizsysteme in der Eurozone sind nicht länger auf wirtschaftlichen Erfolg ausgerichtet. Das Hauptaugenmerk liegt darin Fiskaltransfers von den Norden in den Süden zu organisieren sowie wacklige Banken und schwache Unternehmen (oft ist die Rede von hochverschuldeten Zombieunternehmen) über die Runden zu retten.

Demgegenüber hält die Schweiz an der Marktwirtschaft mit ihren Ordnungsprinzipien fest. Das zeigt die Aufhebung des Euro-Mindestkurses bei 1,20 Franken. Die SNB mutete den Exporteuren mit diesem Wechselkursschock extrem viel zu. Die Firmen haben die Schwarzmaler inzwischen eines besseren belehrt. Sie sind aus dem Mindestkurs-Schock gestärkt hervorgegangen, indem sie ihre Innovationskraft noch einmal erhöhten. Das trägt dazu bei, dass der Schweizer Franken stark bleiben wird.

🔗 Effektiver Wechselkursindex Schweizer Franken, Quelle: SNB