Vor fünf Jahren war die Architektur der Eurozone eine andere: Der damalige deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble wollte Griechenland aus der Eurozone verbannen. Er köderte die Regierung in Athen mit einem Schuldenschnitt. Sein Vorhaben scheiterte, und so blieb der Euro Griechenlands offizielles Zahlungsmittel. Mit dieser Gewissheit im Rücken stieg der Euro-Franken-Kurs seinerzeit in wenigen Wochen von 1,03 auf 1,10 (+6,8%).
Die EU nehme erstmals gemeinsame Schulden auf, setze diese gezielt gegen die Krise ein und verpflichte sich zugleich, bald mit der Rückzahlung zu beginnen, sagt Scholz zu den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "All das sind tiefgreifende Veränderungen, vielleicht die größten Veränderungen seit Einführung des Euro."
Wer meint, diese Veränderungen machen den Euro gegenüber dem Schweizer Franken deutlich stärker, wird enttäuscht. Für 1 Euro gibt es aktuell 1,0750 Franken. Anfang 2020 waren es 1,0850. Die gemeinsame Schuldenaufnahme ist mit Blick auf den Wechselkurs kein Heilsbringer. Der Euro wertet zum Franken langfristig ab. Das ist eine Art Naturgesetz des Devisenmarktes.
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Maximale Geldspritzen
Schaut man sich die die Eurozonen-Wirtschaft genauer an, bekommt man Bauchschmerzen: "Nur mit einem ständigen Ankurbeln kann man die Wirtschaft noch hoch halten. Wir sind verdammt zum Stimulieren, oder besser: zum Überstimulieren", sagt der Vermögensverwalter Jens Erhardt im Gespräch mit dem "Handelsblatt". "Es wird sicher nichts zurückgezahlt. Wir werden die Schulden vor uns herschieben", so Erhardt.
Die Schweiz ist wegen der höheren Wettbewerbsfähigkeit ihre Wirtschaft nicht so sehr verdammt zum Stimulieren wie die umliegenden Euroländer Frankreich und Italien. Aber auch sie kann sich dem Trend zu maximalen Geldspritzen nicht entziehen. Deutschland schießt bereits über das Ziel hinaus.
Von 25 Milliarden Euro Hilfsgeldern für kleine und mittlere Unternehmen seien bislang erst 14,3 Milliarden Euro in Anspruch genommen worden. Vom Garantierahmen in Höhe von 100 Milliarden Euro, mit dem die staatliche Förderbank KfW für Überbrückungskredite der Hausbanken bürgt, seien bisher 44,2 Milliarden Euro bewilligt, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung".