Die schrittweise Erholung der Eurozone werde sich in den kommenden Monaten fortsetzen. "In diesem Umfeld erwarten wir eine graduelle Abschwächung des Franken zum Euro", schreibt die Erste in ihrem neuen Quartalsheft Global Strategy. "Nach unserer Einschätzung liegt der Wert des Franken zum Euro basierend auf Kaufkraftparitäten derzeit in einer Bandbreite von rd. 1,14 bis 1,16."
Laut Erste Group wird sich der Euro bis Jahresende leicht auf 1,09 Franken verbessern. Der Prognosepfad für das nächste Jahr ist steiler:
- 1,10 Franken im März 2021,
- 1,12 Franken im Juni 2021 und
- 1,13 Franken im September 2021.
Für ein Bankkunden, der 2006 ein Franken-Kredit im Gegenwert von 150.000 Euro aufnahm, stellt sich die Situation folgendermaßen da: Der damalige Euro-Franken-Kurs war 1,55, womit seine Kreditschuld 232.500 Franken beträgt. Zum aktuellen Wechselkurs von 1,08 muss er 215.278 Euro zurückzahlen. Würde der Euro auf 1,13 Franken steigen, wären es 205.752 Euro, also knapp 10.000 Euro weniger.
"Fremdwährungskredite sind ein hochspekulatives Finanzprodukt, das einer Vielzahl kumulativ wirkender Risiken ausgesetzt ist, insbesondere wenn es sich dabei um einen endfälligen Kredit mit Tilgungsträger handelt", zeigt sich die Finanzmarktaufsicht (FMA) alarmiert. Man werde weiterhin für eine Reduzierung des Kreditvolumens in Fremdwährung eintreten, um Risiken für die österreichischen Haushalte einzudämmen.
Die FMA warnt damit indirekt davor, einen Franken-Kredit bis zum Ende auszusitzen. Und so spricht auch die Erste Group von Risiken für ihren EUR/CHF-Ausblick. Sie nennt die wieder steigenden Infektionszahlen und die prekären Brexit-Lage und erläutert: "Davon würde der Franken zumindest vorübergehend profitieren. Darüber hinaus kann der Franken bei Zuspitzung allfälliger geopolitischer Krisen jederzeit ebenso zum Euro befestigen."
🔗 Global Strategy Q4 2020, Erste Group, 22.09.2020
🔗 FMA-Erhebung zu Fremdwährungskrediten, 11.09.2020