Der Euro hat Sand im Getriebe, und so sinkt der EUR/CHF-Kurs auf 1,0730. Das ist der niedrigste Stand seit einem Monat. Es gibt wenige Anzeichen dafür, dass die Tiefs erreicht sind. Stattdessen dürfte der Schweizer Franken noch stärker werden. Damit rückt der inoffizielle Mindestkurs bei 1,05 näher. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) muss sich gegen eine weitere Spekulanten-Attacke wappnen.
Es ist eine recht hohe Verkaufswelle, die dem Euro am Devisenmarkt aktuell entgegenschlägt. Zum US-Dollar fällt die Gemeinschaftswährung auf 1,1750 – nach 1,20 zu Monatsbeginn. Am 1. September 2020 gab es für 1 Euro noch 1,09 Franken. Inzwischen sind es 1,5% weniger. Auch gegenüber dem Britischen Pfund wertet der Euro trotz Brexit-Vertragsbruch der Regierung in London wieder ab.
Die Unterstüzungszone bei 1,0710-1,0730 war für den Euro-Franken-Kurs bisher eine sichere Bank. Dreimal fand er an ihr Halt. Jedes Mal folgte ein Anstieg deutlich über 1,08. Auf den ersten Blick stehen die Chancen gut, dass dem Euro dieses Mal selbiges gelingt. Die Price Action des EUR/CHF-Kurses signalisiert allerdings etwas anderes.
Plötzlich ist der Wurm drin
Seit 8. September ist der Euro in einer akzentuierten Talfahrt. Sie kennzeichnet eine Überzahl gut ausgefüllter schwarzen Verlustkerzen auf dem Tages-Chart. Das unterscheidet den aktuellen Rücklauf von vorherigen. Das Ende der Fahnenstange ist nicht erreicht. Und so dürfte der EUR/CHF-Kurs in den Bereich 1,0690-1,0710 hineinfallen. Dann kommt es zur Entscheidung.
- Entweder der Ausbruchsversuch scheitert. EUR/CHF klettert zurück über 1,08.
- Oder aber die Seitwärtsbewegung endet. Der Euro geht Richtung 1,05-1,06 Franken runter und ruft die SNB auf den Plan.
Etwas Vergleichbares mit einem ähnlich hohen Stellenwert gibt es aktuell sicherlich nicht. Die SNB baut auf eine Beschleunigung der konjunkturellen Erholung in der Eurozone, um den Euro vor einem Absinken gegenüber dem Franken zu bewahren. Diesen Silberstreif sieht man zwar am Horizont steigen. Allerdings beschleunigt auch die Schweizer Wirtschaft aus der Corona-Rezession heraus.
Nicht zuletzt gilt es zu bedenken, dass sich die SNB mit ihrer rigorosen Verteidigung der Marke bei 1,05 zum Zielobjekt von Hedgefonds gemacht hat. Von Notenbanken verteidigte Wechselkursmarken sind seid jeher Angriffen von Devisenspekulanten ausgesetzt. Es ist keinesfalls so, dass ein bestimmtes Niveau nur einmal erfolgreich verteidigt werden muss und die Notenbank dann ihre Ruhe hat.
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