Diesen Film haben die Watcher der Europäischen Zentralbank (EZB) schon einmal vor fünf Jahren gesehen. Wieder geht es um das Lieblingsspielzeug südeuropäischer Notenbankvertreter, die Staatsanleihen-Käufe. In der EZB gebe es eine Fraktion, die das Corona-Notprogramm (PEPP) von 1,35 Billionen Euro auf 2 Billionen Euro aufstocken wolle, berichtet Reuters.
Wetten, dass...?
Italiens EZB-Direktor Panetta moniert, die Notenbank dürfe nicht zu zögerlich auf die Corona-Krise reagieren. EZB-Chefin Lagarde habe laut Reuters eine Aufstockung auf 2 Billionen Euro auf der letzten Sitzung noch einmal vom Tisch gewischt. Bei den kommenden Sitzungen wird das Thema jedoch wegen der trägen Konjunkturerholung wieder auf die Agenda kommen. Und dann dürfte die Französin einen Schwenk machen.
Ende 2015 wollten die südeuropäischen Notenbanker unter Führung des damaligen EZB-Chefs Draghi die monatlichen Anleihenkäufe von 60 Milliarden Euro auf 80 Milliarden Euro aufstocken. Das blockierte seinerzeit Frankreich. Es schlug sich für kurze Zeit auf die Seite der Nordeuropäer. Wenige Monate später winkten die französischen EZB-Vertreter die Aufstockung dann durch.
Die Stimmung gegenüber dem Euro trübt sich weiter ein. Am Devisenoptionsmarkt sind Put-Optionen, die beispielsweise Schweizer Exporteure als Absicherung gegen einen starken Franken kaufen, für Laufzeiten von drei bis zwölf Monaten bereits teurer als Cal-Optionen. Bei den Laufzeiten von einer Woche bis einem Monat hatte bisher der Euro die Nase vorn. Doch das ändert sich gerade. Die Kennzahlen für den Euro haben sich zu Wochenbeginn verschlechtert.
"Wir sehen die Weltwirtschaft trotz jüngster Abkühlungsdenzen sowie einer schwachen Entwicklung der Finanzmärkte immer noch auf einem allgemeinen Erholungspfad. Wir prognostizieren mittelfristig eine Abschwächung des Frankens gegenüber dem Euro." So lautet die Einschätzung der US-Bank Wells Fargo.
Weil der Euro in den letzten zwei Wochen zulegen konnte, ist er in einem Aufwärtstrendkanal. Dieser ist trotz des gerade stattgefundenen Rücksetzer von 1,0830 auf 1,0770 weiter intakt. Sollte sich der Euro befestigen, wäre ein Anstieg an das obere Ende des Aufwärtstrendkanals angezeigt. Er würde dann bis Ende dieser Woche bzw. Anfang der nächsten Woche auf 1,0850 Franken nach oben klettern.
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