Mit der Sitzung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und der Abstimmung über die Begrenzungsinitiative beginnt für den Euro-Franken-Kurs die heiße Phase. Schwächere Konjunkturdaten für die Eurozone haben gerade den Auftakt gemacht. Der Euro schafft es seit Wochen nicht über 1,08 Franken. Das hängt auch mit schwachen Börsen zusammen. Man darf ihn aber nicht abschreiben.
"Die Erholung der Eurozone kam im September zum Erliegen, da die wieder steigenden Infektionszahlen mit dem Corona-Virus in den Servicesektoren aller Länder zu neuerlichen Geschäftseinbußen führten." Zu diesem Ergebnis gelangt Chris Williamson, Chefökonom bei IHS Markit, nach der Analyse der Einkaufsmanagerindizes (PMI)
Der Euro-Franken-Kurs hält sich hartnäckig am unteren Ende der Seitwärtsentwicklung. Um ihn über 1,08 zu bekommen, braucht es eine Überraschung der SNB. Damit rechnet aber niemand. Notenbankchef Thomas Jordan werde das Pulver für schlechtere Zeiten trocken halten wollen, sagen die SNB-Beobachter der Banken und Vermögensverwalter.
"Ich gehe davon aus, dass die SNB auf absehbare Zeit ihre Zwei-Säulen-Strategie fortsetzen wird", zitiert Reuters Gero Jung, Chefökonom bei Mirabaud. Man werde die Säule der Devisenmarktinterventionen stärken, sagte Jordan Anfang September. Das heißt im Umkehrschluss. Die SNB will der Frankenstärke nicht mit einem noch tieferen Negativzins entgegnen.
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Sollte das Schweizer Stimmvolk die Begrenzungsinitiative am Sonntag ablehnen, würde das für einen stärkeren Franken sprechen. Der ungehindert Zustrom von ausländischen Arbeitskräften hält das Potenzialwachstum der Schweizer Wirtschaft hoch. Umgekehrt hätte der Euro bei der Annahme der Initiative zur Begrenzung der Zuwanderung Aufwärtsspielraum.
Die mit Unmengen an Papiergeld aus der Notenpresse aufgeplusterten Aktienmärkte haben sich derweil eine Auszeit genommen. Die Kurse fallen, und der ein oder andere fragt sich bereits: "Wie lange lassen sich die Notenbanken das noch gefallen?" Fed und EZB werden früher oder später eingreifen. Ohne die hohe Risikobereitschaft an den Finanzmärkten sitzen sie mit ihrer Geldpolitik auf dem Trockenen.
In der engen Seitwärtsbewegung wurde es in den letzten Wochen noch etwas beklemmter. Über 1,08 kommt der Euro-Franken-Kurs nicht mehr hinaus. Eine Vorentscheidung, ob die Devisennotierung nach oben oder unten ausbricht, ist damit aber nicht gefallen. Berücksichtigt man den Nachrichtenausblick und die Charttechnik, dann stehen die Chancen aktuell für einen Aufwärtstrend des Euro bei 30% und für einen Abwärtstrend bei 70%.
Kann sich der Euro im Herbst behaupten?
24.09.20
06:12