Wird der Euro stärker oder schwächer?
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Wird der Euro stärker oder schwächer?

Die Kursverluste des Euro im September weiten sich zu den größten seit drei Monaten aus. Das starke Auftreten des Schweizer Franken ist wegen der Harmonisierung der Euro-Zinsen und teurer Call-Optionen grotesk. Der EUR/CHF-Kurs rutscht unter die 50-Tage-Linie. Macht er das nicht schnell wieder rückgängig, hätte man Anfang 2021 ein Währungskurs von 1,0650.

Italien ist trotz sehr hoher Staatsschulden grundsolide, sagen seine Gläubiger Der Zins auf 10-jährige Staatsanleihen des Landes sank gerade unter die Einprozentmarke. Zum Vergleich: Im März 2020 war er noch bei 2,40%. Das chronische Haushaltsdefizitland Spanien liebäugelt mit negativen Zinsen. Hier sinkt der Satz der 10-Jährigen auf 0,26%. Deutsche Bundesanleihen notieren stoisch bei -0,50%.

Die Harmonisierung der Zinsen zwischen dem Norden und Süden der Eurozone war in der Vergangenheit eine Antriebsfeder für den Eur. Am eindrucksvollsten konnte man das in den Jahren vor der Finanzkrise 2008 sehen. Auch damals konvergierten die Zinsen zwischen Nord und Süd extrem. Der Euro-Franken-Kurs kletterte währenddessen auf ein Rekordhoch bei 1,68. Aktuell verpufft dieser Effekt zur Gänze. Der Euro sinkt sogar.

Am Devisenoptionsmarkt ist das Bild differenzierter: Call-Optionen, mit denen sich beispielsweise Schweizer Importeure gegen einen steigenden Euro absichern, sind zwar teures als Put-Optionen. Das gilt aber nur für einmonatige Optionen. Bei den Laufzeiten von drei bis zwölf Monaten hat der Schweizer Franken die Nase vorn. Das, zusammen mit dem Abrutschen unter die 50-Tage-Linie, erklärt die Schwächephase des Euro.

Analyse EUR/CHF-Entwicklung 2017-2020 anhand von 50-Tage-Linie und 200-Tage-Linie

Anfang August 2020 war auch der längerfristige Ausblick für den Euro wegen der Bildung eines goldenen Kreuzes positiv. Die 50-Tage-Linie kletterte über die 200-Tage-Linie. Das gab es das letzte Mal im Mai 2017. Daraufhin war der Euro dann von 1,07 auf 1,20 Franken bis April 2018 geklettert. Diesmal kommt es nicht zu einem steilen Anstieg. Die 200-Tage-Linie ist der Spielverderber. Sie liegt zwar unter dem EUR/CHF-Kurs, hat aber weiterhin ein Gefälle.

Nachdem der Euro gerade unter die 50-Tage-Linie rutschte, nehmen die Zweifel an der Zuverlässigkeit des Goldenen Kreuzes weiter zu. Solche Zweifel kamen schon zuvor auf, weil der Schnittpunkt in die umsatzschwache Ferienzeit fiel. Zum Vergleich: Das Goldene Kreuz im Mai 2017 wurde von einem steigenden Handelsvolumen untermauert.

Noch gibt es genügend Euro-Käufer, die ein Absinken unter die Marke bei 1,07 Franken verhindern. Der Devisenoptionsmarkt signalisiert allerdings, dass sich das Feld lichtet. Der Schweizer Franken hätte damit grünes Licht für eine Punktlandung: Durchschnittlich wertet er zum Euro jedes Jahr 1,5-2% auf. Anfang 2020 gab es für 1 Euro 1,0850 Franken. Anfang 2021 wären es dann 1,0650.

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