Wegen Verzögerungen beim EU-Aufbaufonds und der Furcht vor einer zweiten Infektionswelle schwinde die Zuversicht, die den Euro während des Sommers stützte, sagt die Rabobank. Obschon die Schweizerische Nationalbank (SNB) der Frankenstärke entgegentrete, rechne man mit einem Rückgang des Euro auf 1,07 Franken bis Jahresende.
Damit wäre der Euro-Franken-Kurs außerhalb des Seitwärtskanals, dessen untere Begrenzung bei 1,0720 er gegenwärtig austestet. Im Juli, August und September war die Lage ähnlich. Jedes Mal prallte der Eurokurs nach oben zurück und kletterte anschließend über 1,08 Franken.
Der Euro sei eine künstliche Währung hochverschuldeter Länder mit Ausnahme Deutschlands, sagt der Ex-Chef von Credit Suisse und UBS, Oswald Grübel, der Schweizer Handelszeitung. "Bei künstlichen Währungen ist es eine Frage der Zeit, bis sie rückgängig gemacht werden." Die Schweiz habe eine starke und innovative Wirtschaft und eine geringe Verschuldung, drum sei der Franken hoch bewertet.
Es gibt auch andere Stimmen aus der Schweiz. Von einer äußerst schwierig aufzulösenden Euro-Schicksalsgemeinschaft spricht der Credit-Suisse-Anlagechef Burkhard Varnholt. "Trotz Konstruktionsfehlern hat der Euro in den ersten zehn Jahren seines Bestehens erstaunlich gut funktioniert", meint Yvan Lengwiler, Professor für Geldpolitik an der Universität Basel.
Fazit
Der Banker Grübel hat Recht, wenn er zu dem Ergebnis kommt, dass hier zwei widersprüchlichen Währungen vorliegen. Euro und Schweizer Franken werden per SNB-Devisenmarktinterventionen mit der Brechstange aneinander gebunden. Das lässt sich nicht aufrechterhalten, wie der Frankenschock Anfang 2015 bereits vor Augen führte.
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