Weil 2,5 Billionen Euro anrollen, muss sich die Schweizerische Nationalbank (SNB) warm anziehen. Die deutsche Kanzlerin warnt vor einer unkontrollierbaren Corona-Pandemie. Angela Merkel und die von ihr einst so kritisierten Finanzmärkte verbindet inzwischen eine innige Freundschaft.
"Die Nachfrage nach Schweizer Franken ist ein Nebeneffekt der weltweit sehr lockeren Geldpolitik". Das sagt der Chef der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel, Agustín Carstens, im Gespräch mit der "Neuen Zürcher Zeitung".
Der Euro-Dollar-Kurs notiert aktuell mit steigender Tendenz bei 1,18. Zwar stocken die Verhandlungen in Washington über das nächste Konjunkturpaket. Es wird aber eines geben, da sind sich alle sicher. Der US-Dollar wird mit neuen Schulden und deren Monetarisierung seitens der hiesigen Notenbank Fed verwässert.
Anfang September kletterte der Euro-Dollar-Kurs auf 1,20. Diese Stärkephase gegenüber der weltweiten Leitwährung zog einen Anstieg des Euro-Franken-Kurses auf knapp 1,09 nach sich. Aktuell gibt es für 1 Euro 1,0750 Franken. Der EUR/CHF-Ausblick hat sich gerade eingetrübt.
In Europa breite sich das Virus in einigen Länder "unkontrolliert und unkontrollierbar" aus, sagt die deutsche Kanzlerin Angela Merkel. Sie möchte, "dass Deutschland auch in den nächsten Monaten eine solche Entwicklung nicht durchmachen muss."
Je mehr Virus, desto höhere Schulden und Defizite. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat sich an die Spitze dieses Zeitgeistes gestellt. Wie ihre US-Kollegin steht sie bereit, noch mehr Schulden zu monetarisieren. Die EZB wird ihre Staatsanleihen-Käufe spätestens im Dezember aufstocken.
Wir sprechen über round about 2,5 Billionen Euro, die die Finanzmärkte von den USA und der Eurozone verlangen. Politik und Notenbanken werden es nicht wagen, diese Erwartungshaltung zu enttäuschen. Man wird dem Drängen "der Märkte" ein weiteres Mal nachgeben.
Die Schweiz bekommt das dann zu spüren: Laut Carstens habe die eidgenössische Wirtschaft nicht die Kapazität das viele Geld aus dem Ausland zu absorbieren. "Also stemmt sich die SNB dagegen", so der BIZ-Chef. Verschärfend kommt hinzu: Für Schweizer Anleger ist die Eurozone keine Option.
🔗 Milliarden-Zufluss für Schweizer Finanzplatz, infosperber.ch, 07.10.2020
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12.10.20
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