Die Schweiz hilft dem Euro über die Runden
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Die Schweiz hilft dem Euro über die Runden

Auf die Schweiz ist Verlass: In einem nie dagewesenen Ausmaß interveniert die Schweizerische Nationalbank (SNB) zu Gunsten des Euro am Devisenmarkt. Den mache man gerade mit der Schaffung einer Transferunion zu einer echten Währung, sagt Frankreichs Staatspräsident Macron. Die Schweiz sponsert dieses Weichwährungs-Abenteuer.

So viel Geld hat die SNB zur Ankettung des Schweizer Frankens noch nie in den Markt gepumpt: Auf 90 Milliarden Franken in der ersten Jahreshälfte kommen laut Berechnungen der UBS noch einmal 30 Milliarden Franken bis November obendrauf. Damit hat man in nur zehn Monaten 120 Milliarden Franken ausgegeben.

Die SNB spendiert dem Euro Schwimmflügel. Die sind allerdings aus Papiergeld und müssen ständig ersetzt werden: Das Ergebnis: Für 1 Euro gibt es aktuell 1,08 Franken. Das ist etwas weniger als Anfang 2020. Damals waren es 1,0850.

Die Schweiz mit ihrem abwertungsanfälligen Euro-Devisenberg weiß jetzt ein Stück weit, wie es sich anfühlt, in der Euro-Falle zu sitzen. Schadenfreude über den Verzicht der Deutschen auf ihre D-Mark ist nun nicht mehr angesagt.

Frankreich und die Südländer pochen auf immer höhere Finanzhilfen. Jede französische Regierung, ganz gleich ob rechts oder links, findet daran großen Gefallen. Deutschland als Euroland mit der stärksten Fiskalposition wird so die Rolle des Gläubigers letzter Instanz aufgezwungen.

Der echte Euro


Wäre Frankreich Gläubiger letzter Instanz und Deutschland nicht im Euro, sähe es anders aus: Weniger Hilfsgelder stünden zur Verfügung. Mehr Reformen würden gemacht. Doch diesen Schuh muss sich Frankreichs Präsident Macron nicht anziehen. Genüsslich haut er den Deutschen um die Ohren, dass man mit dem EU-Aufbaufonds eine permanente Transferunion geschaffen habe:

"Das entspricht einer Transferunion, die auf einer gemeinsamen Unterschrift, einer gemeinsamen Verschuldung beruht", sagt Macron im Interview mit der Zeitschrift “le grand continent". Das sei ein entscheidender Punkt, um aus dem Euro eine "echte Währung" zu machen.

Der in Währungsfragen historisch bedingt hochsensiblen deutschen Öffentlichkeit schenken die Politiker (mal wieder) keinen reinen Wein ein. "Wie im Frühjahr vereinbart, handelt es sich um einen zeitlich begrenzten und auf die Bewältigung der wirtschaftlichen Herausforderungen der Krise ausgerichteten Fonds für die gesamte EU", widerspricht ein Berliner Regierungssprecher.

Die Transferunion ist natürlich nicht zeitlich begrenzt. Das weiß jedes Kind in Deutschland. Überdies hatte der deutsche Finanzminister Scholz (SPD) im September erklärt, dass es sich bei Aufbaufonds (Transferunion) um die größte Veränderung seit der Einführung des Euro handle.

Die echte Euro-Währung, von der Macron spricht, kann nur eine schwache sein. Sie beruht darauf den Reichen Euroländern etwas wegzunehmen, wofür diese hart gearbeitet haben, und es den vermeintlich ärmeren zu schenken. Dies führt zur dauerhaften Betäubung wirtschaftlicher Wettbewerbsprozesse.

Die EU konnte nach dem Zweiten Weltkrieg ungemein prosperieren: Der Hauptgrund dafür war: Die Mitgliedsländer dieses Staatenbundes traten in einen gesunden, wirtschaftlichen Wettbewerb untereinander. Frankreich und Italien ist das nun offenbar zu anstrengend geworden. Das wiedervereinigte Deutschland ist ihnen zu stark.

Konsequenzen für die Schweiz


Die Schweiz hat wegen ihren Interventionen am Devisenmarkt inzwischen 400 Milliarden Euro aufgehäuft. Der innere Wert dieser Euros dürfte nicht bei 1,08 Franken liegen, so wie der aktuelle Wechselkurs suggeriert, sondern deutlich tiefer.

400 Milliarden Euro ist ein halber EU-Aufbaufonds. Die kleine Schweiz mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 700 Milliarden Dollar (das BIP der Eurozone liegt bei 11 Billionen Dollar) ist damit fester Bestandteil der Euro-Rettungsarchitektur. Was als nächste kommt, ist bereits absehbar:

Die Euroländer begeben gemeinsame Staatsanleihen (Corona-Bonds). Die SNB wird diese Anleihen kaufen. Das ist dann der Einstieg der Schweiz den südlichen Euroraum zu unterstützen. Einstweilen recycelt die SNB ihre Euros vor allem in deutschen- und französischen Staatsanleihen. Sie kauft bisher keine italienischen- und spanischen Staatsanleihen, weil ihr die zu riskant sind.

Weiterlesen:


🔗 Wissenswertes über die Milliarden der SNB, 30.10.2020, SRF
🔗 Devisenreserven und Frankenanleihen, SNB