Die Gerüchteküche brodelt zu Gunsten des Euro. Der Biden-Brexit nimmt dem Schweizer Franken Wind aus den Segeln. Weniger Friktionen im Welthandel und Fortschritte bei der Virusbekämpfung sprechen ebenfalls für den Euro. Reicht das aus, um den EUR/CHF-Kurs in den Anstiegspfad zu setzen?
Der britische Premier Johnson verliert einen wichtigen Verbündeten in seinem Kampf gegen die EU. Mit der sich abzeichnenden Niederlage von US-Präsident Trump wird ein harter Brexit unwahrscheinlicher.
Ohne die Unterstützung der US-Regierung steht London allein auf weiter Flur. Hinzu kommt: Der neue Präsident Biden ist katholisch und stolz auf seine irischen Wurzeln. Biden dürfte sich an die Seite der EU und Irlands stellen.
Der Entwurf eines britischen Binnenmarktgesetzes stieß Anfang September auf Kritik, weil er dem Nordirland-Teil des Brexit-Abkommens widerspricht. Sollten die Briten Irland vor dem Kopf stoßen, könnten sie ein Handelsabkommen mit den USA vergessen, hatte bereits die Chefin des Abgeordnetenhauses, Nancy Pelosi, gesagt.
"Ein Biden-Sieg könnte die Erwartung nachlassender Spannungen im Welthandel mit sich bringen, was dazu beitragen würde, den CHF zu schwächen", meint das Devisen-Research von Mitsubishi UFJ.
Fortschritte bei einem COVID-19-Impfstoff und dem Anfang 2021 aktiv werdenden EU-Wiederaufbaufonds dürften ebenfalls dazu beitragen, die Aufwertung des Schweizer Frankens zu bremsen, so der japanische Bankenriese.
Mit dem Biden-Brexit, einem Welthandel ohne Trump-Aggressionen, dem EU-Aufbaufonds und dem näher rückenden Corona-Impfstoff sind vier frankenschwächende Faktoren in der Gerüchtephase. Nehmen sie Gestalt an, kann das eine merkliche Abschwächung des Schweizer Frankens herbeiführen.
Die Gerüchtephase ist oft die Zeit, wenn die größten Kursausschläge stattfinden. Ende Mai schoss der Euro-Franken-Kurs binnen zwei Wochen von 1,05 auf 1,09 hoch. Ursache war ein richtiges Gerücht über den EU-Aufbaufonds.
"Wir bezweifeln jedoch, dass diese Faktoren ausreichen werden, um den CHF auf einem Abwertungstrend zu halten", meint Mitsubishi UFJ. Die zunehmende Ängste vor Währungsabwertungen wegen weitern Lockerungen der Notenbanken überwiegten. Daher erwarte man für 2021 einen stärkeren Franken.
🔗 Franken dürfte 2021 weiter aufwerten - MUFG, 04.11.2020, fxstreet
Frankenschwäche: Neue Erfolgsaussichten für den Euro
06.11.20
07:03