Langfristige Indikatoren stehen so günstig wie zuletzt vor drei Jahren. Davon abzuleiten, dass dem Euro ein ähnlich steiler Anstieg gelingt wie 2017/18, wird der Sache aber nicht nicht gerecht.
Der jüngste Anstieg des EUR/CHF-Kurses von 1,0660 auf 1,0870 (+2%) hat sich mit den Erfolgsmeldungen zu einem Impfstoff eingestellt. Die Eurozonen-Wirtschaft werde sich schneller erholen und die EZB etwas kürzer treten, so der Tenor.
Ferner stieß der Wahlsieg Bidens, erste Aussagen des künftigen US-Präsidenten zu den internationalen Gepflogenheiten und seine Personalauswahl auf ein positives Echo: Der Ausblick auf nachlassende Spannungen im Welthandel schwächt den Franken ab.
Von einem "überfälligen Nachholen" spricht die Valiant Bank mit Blick auf das zweiprozentige Kursplus des Euro. In den nächsten Monaten sei ein Anstieg des Euro auf über 1,10 und später gar auf 1,12 Franken möglich, so das Geldhaus.
Die Europa Experten des japanischen Bankenriesens MUFG schlagen in die gleiche Kerbe. Sie sagen: Bei einer anhaltend hohen Risikobereitschaft der Anleger werde der Schweizer Franken unterdurchschnittlich abschneiden.
Unterdessen hat der Euro eine erste Gelegenheit "Fakten zu schaffen" vertan. Ein Versuch die Marke bei 1,09 Franken zu erklimmen, musste er abblasen. Stattdessen ging es zurück auf 1,08.
EUR/CHF kletterte nach dem Ausbruch aus dem Seitwärtskanal per "Measured Move" nach oben. Der Anstieg vom oberen Ende des Seitwärtskanals bei 1,0825 auf 1,0870 (45 Pips) entspricht der Höhe des Seitwärtskanals (1,0825 minus 1,0780 = 45 Pips).
Bei 1,0870 war damit Profit Taking angesagt. Short Seller lassen sich eine solche Gelegenheit nicht entgehen. Während die Euro-Käufer am Measured Move Gewinne mitnahmen (ihre Euros verkaufen), gingen sie aggressiv mit Euro-Verkaufsaufträgen in den Markt.
Weil plötzlich Bullen und Bären den Euro verkauften, entstand ein Überhang an Verkaufsaufträgen. Infolge sank EUR/CHF auf 1,0815. Hier nahmen die Short Seller ihre Spekulationsgewinne mit. Sie kauften Euros zurück und stabilisierten damit EUR/CHF über 1,08.
Ausblick
Der Euro dürfte erneut auf 1,0870 Franken steigen. Dann kommt es zur Entscheidung: Durchbricht er dieses Niveau, könnte er in den Bereich 1,09-1,10 vorstoßen und damit den höchsten Stand seit zwölf Monaten erreichen. Prallt er zum zweiten Mal bei 1,0870 zurück, wäre der Ofen erst einmal aus.