Der Euro ist inmitten eines Jahresendspurt, und so steigt der EUR/CHF-Kurs auf 1,0895. Das ist der höchste Stand seit sieben Monaten. Wegen der enorm hohen Risikofreude gibt es für den Schweizer Franken trotz Zinsvorteil keine Möglichkeit seine Sicheren-Hafen-Qualitäten auszuspielen.
"Was wir sehen, ist eine Fortsetzung des Auspreisens eines harten Brexit", zitiert Reuters Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank. "Der Euro profitierte von einer zuversichtlicheren Stimmung an den Finanzmärkten", so die schweizerische Finanznachrichtenagentur awp.
Rekordhochs an den Aktienbörsen Deutschlands, der USA und Japans haben dem Eurokurs geholfen einen hartnäckigen Widerstand bei 1,0890 Franken vorübergehend zu durchbrechen. Es folgte eine Gegenbewegung (Pullback) auf 1,0860.
Viele Marktteilnehmer hätten den Schweizer Franken als Alternative zum Euro, den es bei einem harten Brexit stärker getroffen hätten, gewählt, erläutert Leuchtmann. Nach der gütlichen Einigung auf eine Handelsabkommen würden diese Anleger nun ihre Positionen schließen.
Bei den Zinsen hat sich bisher nichts getan, weshalb der aktuelle Höhenflug des EUR/CHF-Kurses suspekt erscheint. Deutsche Bundesanleihen weisen gegenüber ihren Schweizer Pendants nach wie vor einen Zinsnachteil auf.
Am 4. November gab es für 1 Euro 1,0660 Franken. 10-jährige Bundesanleihen rentierten bei -0,64%, 10-jährige schweizerische Bundesobligationen bei -0,54%. Berücksichtigt man, dass die Inflation in der Schweiz in 2020 um 0,5% niedriger war als in der Eurozone, ergibt sich ein Zinsnachteil des Euros von -0,60%.
Ende Dezember rentieren deutsche Bundesanleihen bei -0,57%, schweizerische Bundesobligationen bei -0,49%. Für 1 Euro gibt es mit 1,0890 Franken deutlich mehr als vor knapp zwei Monaten. Der Zinsnachteil des Euro hat sich allerdings nur minimal auf -0,58% verkleinert.
Der Steigflug des Euros braucht Zins-Treibstoff
29.12.20
07:15