"Aus ökonomischer Sicht gibt es da wenig Interpretationsspielraum: Das nennt sich auch im Lehrbuch Währungsmanipulation." So stuft Ex-UBS-Chefökonom Klaus Wellershoff die Währungspolitik der SNB ein. Die SNB greife in einer Weise in den Markt ein, die nicht für ein Gleichgewicht sorge, sagt er der Neuen Zürcher Zeitung.
Die Talfahrt des Euro von 1,20 Franken im April 2018 auf 1,05 Franken im April 2020 blenden viele aus. Man stellt sich das Devisendiagramm so ein, dass es nur die letzten zwölf Monate abbildet. Zusammen mit dem sich abzeichnenden Konjunkturaufschwung werden dann hohe EUR/CHF-Prognosen getroffen.
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Oft wird vergessen: Dass sich der Euro bei 1,05 Franken stabilisieren konnte, geht zur Gänze auf das Konto der SNB. Sie hat am Devisenmarkt mit mehr als 100 Milliarden Franken fremde Währungen (hauptsächlich Euros) gekauft, um die Talfahrt des EUR/CHF-Kurses zu stoppen.
"Da ist bei der SNB offensichtlich eine Sicherung durchgebrannt", sagt Wellershoff. Dem lässt sich hinzufügen: 1 Euro ist aktuell nur 1,08 Franken wert, weil die SNB so massiv interveniert hat. Ob dieser Interventionismus aufrechtzuerhalten ist, muss bezweifelt werden. Das zeigen die Erfahrungen mit dem Mindestkurs bei 1,20.
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Und so wünscht sich der Ex-UBS-Chefökonom auch einen "gesichtwahrenden Ausweg" aus "diesem Interventionismus". Kommt ein SNB-Exit auf Raten, unterläge der EUR/CHF-Kurs wieder den freien Marktkräften. Das sind jene Akteuren, die den Abwärtstrend von 1,20 auf 1,05 verursacht hatten. Sie haben noch eine Rechnung offen, als die SNB ihnen ein Rückgang auf die Parität verbaute.
🔗 SNB ist Sicherung durchgebrannt, Wellershoff, finews.ch, NZZ