"Wirtschaftliche Erholung sollte den Euro stärken", bemerkt die Erste Group und prognostiziert: 2021 werde sich der Schweizer Franken zum ersten Mal seit vier Jahren abschwächen. Österreichs größte Bank sieht den EUR/CHF-Kurs bis Jahresmitte auf 1,12 steigen. Für die zweite Hälfte 2021 rechnet sie mit 1,13.
Der einzige Weg in luftige Höhen für den EUR/CHF-Kurs führt über die Wachstumsschiene. Wenn die Konjunktur in den Euroländern brummt, rücken alle Probleme in den Hintergrund. Das letzte Mal war das 2017 der Fall. Der Euro kletterte in diesem Kalenderjahr von 1,07 auf 1,17 Franken.
"Auch wenn sich die Pandemie ab dem Frühjahr zurückzieht und sich die Wirtschaft kräftig erholt, werden uns die Folgen von Corona noch lange begleiten", sagt Jörg Krämer von der Commerzbank zu "Börse Online". Die Industrieländer hätten die höchsten Staatsschulden seit dem Zweiten Weltkrieg. Der Chefvolkswirt gibt zu bedenken:
"Viele Anleger fragen sich auch, wie lange die Inflation noch niedrig bleibt und wer die ganzen Schulden zurückzahlen soll."
Für den Euro könnte sich das Schuldenthema zum Störfeuer entwickeln. Neben dem Euroländern haben auch die Unternehmen sehr hohe Schuldenstände angehäuft. Dadurch schwinden die Chancen einer ungestörten Konjunturexpansion, wie sie der Euro braucht, um gegen den Schweizer Franken zuzulegen.
Der Schweizer Staat und die große Mehrheit der Unternehmen sind mit Blick auf ihre Schuldentragfähigkeit über alle Zweifel erhaben. Staatliche Eingriffe in die Wirtschaft gelten als verpönt. Die Unternehmen sind in ihrer Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit dem Eurozonen-Mittel klar überlegen.
Fazit und Ausblick
Es gibt eine reelle Chance auf eine kräftige Konjunkturexpansion, in deren Windschatten der Euro deutlich über 1,10 Franken steigt.
Springen die für die Eurozonen-Wirtschaft so wichtigen Exportmärkte in Asien und Amerika an, und geben die Bürger die während der Lockdowns gebildeten Ersparnisse aus, wird die Wirtschaft für ein oder zwei Quartale sehr stark wachsen.
Alsbald sich Exportwachstum und die Konsumausgaben auf normalem Niveau einpendeln, muss man mit einem Comeback des Schweizer Frankens rechnen.
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