"Die Zinsdifferenz dürfte sich mittelfristig gegen die Schweizer Währung bewegen", sagt die Landesbank Hessen-Thüringen. Sie rechnet bis September 2021 mit einem Anstieg des Euro auf 1,12 Franken.
Auf einem Devisendiagramm, das die letzten 15 Jahre abbildet, ist ein Anstieg von 1,08 auf 1,12 winzig. Die Euro-Optimisten sind zuversichtlich, weil der Währungskurs bereits zweimal bei 1,06 nach oben zurückprallte.
Hier verläuft also eine Art rote Linie. Sie wurde von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) eingezogen. Anfang 2017 und während des Ausbruchs der Corona-Pandemie 2020 führte die SNB massive Euro-Stützungskäufe durch.
Der Landesbank Baden-Württemberg zufolge ist der Schweizer Franken gegenüber dem Euro mit Blick auf die Kaufkraftparität überbewertet. Auch laut der aktuellen Prognose der Landesbank aus dem Südwesten Deutschlands wird der Euro auf 1,12 Franken steigen.
Die rote Linie bei 1,06 und die vermeintliche Überbewertung des Frankens bestärken Österreichs Franken-Kreditnehmern an ihren Verträgen festzuhalten. Hinzu kommt: In einem Euro-Kredit müssten sie wieder Zinsen bezahlen.
Für Aussitzen-Kreditnehmer gilt zu beachten: Einen Euro-Franken-Kurs von mindestens 1,06-1,08 ist das, was die staatliche SNB will. Es ist nicht das, was der Chor von Unternehmen, Banken und Anlegern, die am Devisenmarkt agieren, für angemessen hält. Ohne die Hilfe der SNB wäre der Euro zum Franken merklich tiefer.
Darüber hinaus ist der auf der Kaufkraftparität basierende Euro-Franken-Kurs aufgrund der tieferen Inflation in der Schweiz stetig am sinken.
Weiterlesen: EUR/CHF-Ausblick 2025: Es ist vorbei!
Alsbald die wirtschaftliche Erholung in der Eurozone Fahrt aufnimmt, werde der zyklische Euro gegenüber dem defensiven Schweizer Franken zulegen. Hierbei handelt es sich um ein weiteres Argument, das die Euro-Befürworter gerne anführen.
Tatsächlich ist der Schweizer Franken nicht so defensiv, wie oft dargestellt. Die eidgenössische Wirtschaft ist wachstumsstärker als die Eurozone und profitiert ebenso stark vom Außenhandel und einer robusten Weltkonjunktur.
Hochzinsland ächzt unter Bankenlobby
Was viele Franken-Kreditnehmer in Österreich davon abhält in einen Euro-Kredit zu konvertieren, sind die hohen Zinskosten. Mit 1,5% bis 2% Jahreszins muss man rechnen. Das ist angesichts des Null- und Negativzinsregimes der Europäischen Zentralbank (EZB) recht viel.
In Deutschland, wo es einen starken Wettbewerb auf dem Markt für Wohnkredite gibt, zahlen private Haushalte um bis zu zwei Drittel weniger Zinsen als in Österreich.
Es wäre daher vonnöten für den marktwirtschaftlichen Ordnungsprinzipien sehr zugewandten Chef der Österreichischen Nationalbank (OeNB), Robert Holzmann, zusammen mit der Regierung in Wien Initiativen für mehr Wettbewerb auf dem Kreditmarkt auf den Weg zu bringen. Bisher kuschen sie vor der Bankenlobby.
Zum Thema:
Zinsvorteil merzt Euro-Wechselkursverlust aus