Der Zuspruch für den Euro ist hoch. Mit 1,1060 Franken kostet er so viel wie zuletzt 2019. Sichere Häfen werden für längere Zeit keine Rolle spielen, sagen die Optimisten. Der steile Anstieg sei nicht nachhaltig, weil er die Exportstärke der Schweizer Wirtschaft ignoriere, entgegen die von der UBS angeführten Skeptiker.
Laut Crédit Agricole wird der Euro seinen Anstieg auf 1,15 fortsetzen. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) mache den Franken mit Deviseninterventionen und Negativzinsen unattraktiv. Für den EUR/CHF gebe es keine "großen Abwärtsrisiken", zitiert Bloomberg Manuel Oliveri.
Zwischen dem 16. Februar und 24. Februar 2021 kletterte der Euro-Franken-Kurs von 1,0790 auf 1,1060 (+2,5%). Laut Oliveri werden da noch einmal 4% obendrauf kommen. Auch bei einer sich wieder eintrübenden Risikobereitschaft müsse man laut dem Devisenexperten nicht mit einem Comeback des Schweizer Franken rechnen.
Die UBS ist teilt diese Einschätzung nicht. Es gebe keinen Grund von einer längeren Abschwächung des Frankens auszugehen, meint der Chef für Devisenstrategie, Thomas Flury. "Die Schweiz ist ein Land, das vom globalen Wachstum mit höheren Exporten (inklusive Tourismus) profitiert", so Flury laut awp.
Die Zürcher Kantonalbank streicht heraus: "Die Schweizerische Nationalbank dürfte es freuen, dass sie zurzeit nicht am Devisenmarkt intervenieren muss." Bleibt abzuwarten, wie lange die Freude währt. Die SNB greift seit 2009 regelmäßig am Devisenmarkt ein. Ziel damals wie heute: Große Abwertungssprünge des Euro, die die Planungssicherheit der heimischen Betriebe untergraben, verhindern.
EUR/CHF kletterte nach dem Ausbruch aus einer Seitwärtsbewegung nach oben. Die Höhe des steilen Anstiegs entsprach nahezu exakt der Höhe der "alten Seitwärtsbewegung". Experten sprechen von einem Measured Move, also einer "abgemessenen Bewegung". Hierbei handelt es sich um eine sehr zuverlässige Formation aus dem Bereich Charttechnik/Price Action.
Bei 1,1050-1,1060 setzten dann Gewinnmitnahmen ein. Diese Verkäufe drückten den Kurs auf 1,1030. Ein erneutes Hochschießen per zweitem Measured Move auf dann 1,1230 ist zwar prinzipiell möglich. Die Chancen dafür liegen aber nur bei etwa 20%. Am wahrscheinlichsten ist eine Retourbewegung auf tiefstens 1,0970, gefolgt von einem zweiten Anstieg in den Bereich 1,1050-1,1060.
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Steigt der Euro auf 1,12 und danach auf 1,15 Franken?
25.02.21
06:00