Die Eurozone hat im Mai 2021 das stärkste Wirtschaftswachstum seit drei Jahren verzeichnet. Das meldete die Beratungsgesellschaft IHS Markit letzten Freitag bezugnehmend auf die von ihr erhobenen Einkaufsmanager-Daten (PMI). Am Euro perlte das ab. Kurioserweise sank er sogar nach dieser Meldung.
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Routinierte EUR/CHF-Beobachter fühlen sich an den Mai 2018 erinnert. Seinerzeit kletterte der Euro kurz auf 1,20 Franken, nur um danach bis Ende Mai 2018 auf 1,14 wieder in den Keller zu rauschen. Auch damals gab es einen kräftigen Konjunkturaufschwung. Die Eurozone war auf einem Wachstumsplateau.
Anders als 2018 ist eine Beschleunigung der Konjunktur in den kommenden Monaten sehr wahrscheinlich. Von den Impfpässen und den damit verbundenen Grenzöffnungen dürfte ab Jahresmitte noch einmal ein Schub ausgehen. Sollte die Europäische Zentralbank (EZB) dann noch ein leichtes Abrücken von ihrer megaexpansiven Geldpolitik andeuten, wäre EUR/CHF im Nu bei 1,13.
Die meisten Banken aus Deutschland und Österreich kommen zu einem anderen Ergebnis. Sie erwarten einen graduellen Anstieg des Euro. So sieht ihn die Landesbank Baden-Württemberg Mitte 2021 bei 1,10 Franken, dafür aber ein Jahr später bei 1,14. Die Erste Group sagt kurzfristig 1,12 und längerfristig 1,15.
Mit einem Ping-Pong-Kursverlauf, also einem Anstieg des Euro bis Mitte 2021 auf 1,13-1,15 Franken, gefolgt von einem Rückfall auf 1,05-1,07 in 2022 rechnet keine Bank. Eine solche Entwicklung ist aber sehr wahrscheinlich, gleicht man den EUR/CHF-Kurs, die konjunkturellen Wendepunkte und die EZB-Geldpolitik seit dem Mindestkurs-Aus miteinander ab.