Der Euro lotet trotz hawkishen Tönen von Bundesbank-Chef Weidmann neue Tiefstände gegenüber dem Schweizer Franken aus. Sein Kollege aus der Schweiz, SNB-Präsident Thomas Jordan, versucht die Talfahrt des Euros zum Franken abzubremsen. Der EUR/CHF-Kurs ist aktuell im Sinkflug auf 1,09.
Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) sei der Preisstabilität verpflichtet, sagt Jens Weidmann. Bei einem Inflationsanstieg müsse man "ihre Zügel wieder straffen." Im 22-köpfigen EZB-Entscheidungsgremium kann man Notenbanker, die das so sehen wie der Bundesbank-Präsident, an einer Hand abzählen.
Österreichs Vertreter Robert Holzmann und der Niederländer Klaas Knot dürften zwar zustimmen. Ihnen steht allerdings eine überwältigende Mehrheit gegenüber, die einen permanenten Notenpresseneinsatz zur Erleichterung des Schuldendienstes ihrer tief in der Kreide stehenden Herkunftsländer bevorzugen.
EZB-Chefin Lagarde dürfte ebenso wie ihr Vorgänger an die hohen Schulden ihres Heimatlandes denken. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass sich die Französin weigert das Thema restriktivere Geldpolitik als Tagesordnungspunkt einer EZB-Sitzung zuzulassen.
Diese Ausrichtung findet ihren Niederschlag im Währungskurs des Euro zum Franken. Der Kontrast zur Schweiz ist klar erkennbar Die Schweizerische Nationalbank (SNB) finanziert nicht Schulden und Defizite des eidgenössischen Staates. Laut SNB-Chef Thomas Jordan wäre eine solche Situation gefährlich.
Jordan hatte vor einer Woche einem recht hawkishen Kommentar gesagt, dass er einem Überschießen der Inflation über zwei Prozent skeptisch gegenüberstehe. Er hob damit noch einmal den Kontrast zu Lagarde, die mit Inflationsschüben eigenen Aussagen zufolge kein Problem hat, hervor.
Weil der Franken infolge zum Euro weiter aufwertete, bemühte sich der SNB-Chef inzwischen um Schadensbegrenzung. "Wir haben eigentlich keinen Grund im Moment, die Geldpolitik zu ändern." Die Inflation sei sehr tief und der Franken sehr stark, so Jordan im TV-Sender "TeleZüri".
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28.05.21
08:09